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Gebenedeit

    Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
    Lk 1,41bf

    Die ostkirchlichen Väter nennen die Gottesmutter „die Ganzheilige“; sie preisen sie als „von jeder Sündenmakel frei, gewissermaßen vom Heiligen Geist gebildet und zu einer neuen Kreatur gemacht“ (LG 56). Durch die Gnade Gottes ist Maria während ihres ganzen Lebens frei von jeder persönlichen Sünde geblieben.
    KKK 493

    Die Katechese über das Ave Maria ist immer ein Highlight der Schulgottesdienste und der Erstkommunionvorbereitung. Die Worte der Heiligen Schrift, aus denen das Gebet zum größten Teil besteht, werden den Kindern erklärt. Was ist die Frucht des Leibes? Ein Apfel? Eine Birne? Manchmal kommen die Kinder von selbst darauf, dass der altmodische Ausdruck „Leibesfrucht“ für das Baby steht, das im Mutterschoß heranwächst. Altmodisch ist auch das Wort „Gebenedeit“, dass die neue Einheitsübersetzung nicht mehr verwendet – unserem Sprachgebrauch entsprechend wird das deutsche Wort „Gesegnet“ verwendet. Und doch könnten wir uns nicht vorstellen, das Ave Maria zu verändern, weniger altmodische Ausdrücke zu verwenden. „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes…“ Von Kindesbeinen an gehören die Worte der Elisabet zum nach dem Vaterunser sicher wichtigsten Gebet der Christenheit. Benedeien – da klingt das lateinische bene dico durch, das ursprünglich, bei den alten Römern, nur „gut reden“ oder „loben“ hieß. Erst später bekam es die Bedeutung von „Segnen“. Durch den Segen wird ein Mensch, ein Gegenstand oder Gebäude der alltäglichen Verwendung entzogen, wenn die Kirche etwas segnet, dann wird es dem Bereich des Heiligen, dem Bereich Gottes zugeordnet. Maria ist der Mensch, der ganz und gar, vom ersten Augenblick seines menschlichen Daseins an (Unbefleckte Empfängnis) völlig erfüllt war von der Liebe und dem Leben Gottes. Maria ist der Mensch, der wirklich so ist, wie Gott ihn gewollt hat. In Maria spiegelt sich der erlöste Mensch, der frei ist von den Banden der Sünde und des Todes, der ganz und gar sein Leben für Gott gelebt hat. Deshalb nennen wir sie mit Elisabet „gebenedeit“ und deshalb konnte sie uns ihren Sohn schenken, Jesus Christus, die gebenedeite Frucht ihres Leibes. Und das, was vor 2000 Jahren in Palästina geschehen ist, geht immer weiter. Wenn wir Christus finden wollen, nehmen wir ihn aus der Hand seiner Mutter entgegen. Immer wieder bringt Maria ihren Sohn in diese Welt, sie ist der menschliche Weg, den Gott bestimmt hat, um in dieser Welt gegenwärtig zu ein. Es ist ein Irrtum, zu glauben, die Verehrung der Gottesmutter würde uns von Jesus trennen – das Gegenteil ist der Fall: je mehr ich mich Maria anvertraue, je mehr ich sie anrufe, um ihre Hilfe bitte, umso mehr erkenne ich Jesus Christus. Johannes Paul II. schreibt in dem Apostolischen Schreiben „Rosarium Virginis Mariae“: „Das Antlitz des Sohnes gehört in besonderer Weise zu ihr. In ihrem Schoß hat er Gestalt angenommen und von ihr ein menschlich ähnliches Aussehen empfangen, das eine sicher noch größere geistliche Verbundenheit mit sich bringt. Niemand hat sich mehr als Maria der Betrachtung des Antlitzes Christi mit gleicher Beharrlichkeit hingegeben. Die Augen ihres Herzens richten sich in gewisser Weise schon bei der Verkündigung auf ihn, als sie ihn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfängt. In den folgenden Monaten beginnt sie, seine Gegenwart zu spüren und seine Züge zu erahnen. Als sie ihn schließlich in Betlehem zur Welt bringt, sind auch die Augen ihres Leibes zärtlich auf das Angesicht des Sohnes gerichtet, den sie „in Windeln wickelte und ihn in eine Krippe legte.“ (Lk 2,7) Von jetzt an wird ihr Blick, der immer mehr anbetendem Staunen gleicht, nicht mehr von ihm weichen.“