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Glaube

    Jesus … offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.
    Joh 2,11

    Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten.
    Hebr 11,1f.

    Im Glauben gehorchen [ob-audire] heißt, sich dem gehörten Wort in Freiheit unterwerfen, weil dessen Wahrheit von Gott, der Wahrheit selbst, verbürgt ist. Als das Vorbild dieses Gehorsams stellt die Heilige Schrift uns Abraham vor Augen. Die Jungfrau Maria verwirklicht ihn am vollkommensten.
    KKK 144

    Was ist eigentlich das Gegenteil von „Glaube“? Auf diese Frage gibt es zwei mögliche Antworten: Wissen oder Unglaube. Beide Antworten sind richtig, weil wir das Wort „Glauben“ im Deutschen auf zwei unterschiedliche Arten verwenden. Einmal im Sinne von: Vermutung, Meinung, Annahme, Ahnung oder Verdacht. Wenn ich etwa sage: Ich glaube, morgen wird die Sonne scheinen. Dann weiß ich es nicht genau, Glaube in diesem Sinne ist viel weniger als gesichertes, auf Fakten beruhendes Wissen. Auf der anderen Seite aber kann das Wort Glaube mehr als bloßes Faktenwissen bedeuten. Das kommt in dem Satz zum Ausdruck: Ich glaube dir! Hier erreichen wir eine persönliche, existenzielle Ebene, die unser Leben in einem weit höheren Maße prägt und gestaltet als bloßes Faktenwissen. Wenn ich eine Liebeserklärung bekomme und ein Mensch mir versichert, dass er mich um meiner selbst willen liebt und annimmt, dann kann ich diese Aussage nicht durch ein Experiment, durch eine Formel oder eine Untersuchung beweisen. Ich muss diesem Menschen vertrauen, ich muss ihm glauben und das bedeutet: ich binde mich und meine Existenz an ihn. In diesem Sinne sprechen wir als Christen vom Glauben an Gott und in diesem Sinne verlangt Gott von uns den Glauben als unsere Antwort auf sein Angebot der Liebe und des Heils. Ein Einwand, der häufig vorgebracht wird, lautet: Wenn ich eine Liebeserklärung bekomme, kann es doch sein, dass dieser Mensch mich anlügt. Wir alle kennen zahlreiche, traurige Beispiele dafür, dass der Glaube enttäuscht, das Vertrauen mißbraucht werden kann. Doch diese Gefahr besteht bei Gott nicht! Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) Gott ist die Wahrheit, er kann nicht lügen und unser Vertrauen mißbrauchen. Ein weiterer Aspekt unseres christlichen Glaubens besteht darin, dass er niemals der Vernunft widersprechen kann. Ein Theologieprofesser rief uns Studenten während einer Vorlesung einmal ganz aufgeregt zu: „Es ist verboten, etwas zu glauben, was unvernünftig ist!“ Natürlich übersteigt der Glaube unserer Vernunft, wir können uns viele Dinge, an die wir glauben, nicht vorstellen. Die Welt des Glaubens übersteigt auch unsere Phantasie und manchmal könnten wir verzweifeln, weil wir den Plan Gottes nicht kennen und nicht überschauen können, welche Wege uns sein Ratschluß führt und warum das Kreuz unsere Eintrittskarte in den Himmel ist. Aber all das ändert nichts an der Tatsache, dass der Gläubige niemals Dinge für wahr halten muss, die der menschlichen Vernunft widersprechen. Schließlich ein letzter Gedanke: Dieser christliche Glaube, der sich der Wahrheit Gottes in Freiheit unterwirft, ist immer ein Geschenk, eine Gnade Gottes. Wir können ihn nicht selbst machen, ihn durch unsere Willenskraft hervorbringen. Glaube in diesem Sinn muss man sich schenken lassen und ihn erbeten – für sich selbst, aber auch für andere. Denn immer gilt das Wort von Papst Benedikt XV.: Wer glaubt, ist nie allein! Als Glaubende gehören wir zur großen Gemeinschaft der Kirche, des fortlebenden Christus in der Zeit. Gemeinsam tragen wir uns im Glauben und im Gebet. Diese Gemeinschaft gibt uns auch die Chance, dass wir zu Glaubensboten werden und andere zu Christus führen können: durch unser Gebet und das Beispiel unseres Glaubens.