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Wort

    Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
    Gen 1,3

    Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
    Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
    Joh 1,1-3

    Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine Buchreligion. Das Christentum ist eine Religion des Wortes Gottes, nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes. Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, muss durch den Heiligen Geist unseren Geist für das Verständnis der Schrift öffnen, damit sie nicht toter Buchstabe bleibe.
    KKK 108

    In einer Chronik des Mittelalters wird erzählt, dass der berühmte Stauferkaiser Friedrich II. herausfinden wollte, welche Sprache die Kinder hätten, wenn sie heranwachsen, ohne jemals mit irgendjemanden sprechen zu können: „Friedrich befahl den Ammen und Nährmüttern, die Kinder zu säugen, aber niemals mit ihnen zu reden. Er wollte nämlich herausfinden, ob sie die hebräische Sprache sprechen würden, von der es hieß, dass sie die erste war, oder die griechische oder die lateinische oder die arabische, oder ob sie die Sprache ihrer Eltern sprechen würden, von denen sie abstammten. Doch er bemühte sich vergebens, denn alle Kinder starben.“ Die Sprache ist eines der großen Rätsel unseres Lebens. Ohne Sprache, ohne Wörter und Begriffe können wir nicht denken. Ohne Wörter können wir unsere Umwelt nicht richtig wahrnehmen. Wenn ich nicht die richtigen Begriffe für Dinge und Gegenstände kenne, bleiben sie mir letztlich verborgen, sie entziehen sich meiner Erkenntnis. Sprache und Wörter bedeuten Kommunikation – die Grundlage dafür, dass Menschen sich verstehen und miteinander leben können. Im ersten Buch der Bibel wird beschrieben, wie beim Turmbau zu Babel die Menschheit ihre gemeinsame Sprache verliert. Letztlich ist es die Sünde, die die Menschen zuerst von Gott trennt und dann auch die menschliche Gemeinschaft stört. So erleben wir bis heute, dass Sprache auch zur Quelle des Bösen wird: Lüge, falsches Zeugnis, üble Nachrede, Lästern und Verleumdung belasten unsere Beziehungen. Aber grundsätzlich zeigt sich in der Sprach- und Ausdrucksfähigkeit unsere Gottesebenbildlichkeit: Gott erschafft die Erde und den Menschen durch sein Wort. Gott selbst ist das Wort, das Fleisch geworden ist in Jesus Christus. Und das Neue Testament bezeugt, wie im Sprachwunder des Pfingsttages die babylonische Sprachverwirrung überwunden wird. Jeder hört die Apostel in seiner Muttersprache predigen. Der Heilige Geist ermöglicht eine neue Kommunikation, die das lebendige Gotteswort in die ganze Welt hinausträgt. Kaiser Friedrich wollte die ursprüngliche Sprache der Menschen herausfinden. Man spürt in diesem grausamen Experiment die Sehnsucht nach dem Paradies – nach der einen, gemeinsamen Sprache, die Gott, Welt und Mensch harmonisch vereint. Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass alle Versuche, eine solche Sprache ohne und gegen Gott zu schaffen, im Fiasko, in der Katastrophe enden. Nur wenn wir uns dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, können wir zu einer neuen Sprache finden, zu einer neuen Kommunikation, die mit und durch Christus, dem ewigen Wort des lebendigen Gottes, stattfindet. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben für alle Menschen aller Zeiten. Er ist das Wort, durch das wir im gemeinsamen Gebet zum Vater sprechen können. Er ist das Wort der Liebe, Vergebung und Barmherzigkeit, durch das wir miteinander wahrhaftig und gut sprechen können.