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Ein Christ ist wer

    Interview mit dem Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, am 13. Juni 2000

    Ministantenmagazin turibulum (2000)

    Sie gelten als einer der streitbarsten deutschen Bischöfe. Sie beziehen in den öffentlichen Diskussionen oft sehr pointiert Stellung, auch mit unpopulären Ansichten. Muß die Kirche heute manchmal „unpopulär“ sein?

    Sie sollte es nicht sein wollen. Aber sie sollte sich ganz nach dem Auftrag des Herrn richten, und wenn der Auftrag des Herrn sie unpopulär macht, dann muss sie das in Kauf nehmen – und zwar mit allen Konsequenzen, da darf sie sich nicht davor fürchten. Der Kirche ist aufgegeben, das Wort Gottes zu verkünden – sei es gelegen oder ungelegen. Und darum hat ihre erste Sorge zu sein – ich will es einmal so formulieren – dem Herrn nach dem Mund zu reden und nicht so sehr den Menschen. Und ich bin zutiefst überzeugt: Wenn sie Gott nach dem Mund redet, dann ist den Menschen am besten geholfen. Und darum muß sie Unpopularität verkraften, aber nicht suchen. Wenn es die Konsequenz der Verkündigung ist – in Gottes Namen. Und ich muss Ihnen das ganz schlicht sagen, ich habe das ja nie anders erfahren in den vier Fünfteln meines bisherigen Lebens, nämlich in der Hitlerzeit und in der kommunistischen Zeit – wir waren immer unpopulär, weil wir nie gesagt und geschrieben haben, was die verordnete öffentliche Meinung hören wollte.
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