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Advent

    Das Wort Advent (lateinisch: advéntus) bedeutet Ankunft, Erscheinen. Die hl. Kirche bezeichnet mit dem Wort Advent die sichtbare Ankunft Christi auf Erden zum Zweck der Erlösung, insbesondere aber jene Zeit des Kirchenjahres, welche der Vorbereitung auf das Erscheinen Christi auf Erden geweiht ist. Schott.
    Römisches Meßbuch (1962)

    Noch lebe ich hier ganz im Advent, und vorab also müssen Sie, meine lieben Schüler und Schülerinnen, für mich um Kraft und Beharrlichkeit bitten. Denn ich bin ganz Opfer des Leidens, wie es der ewige Vater für mich bestimmt hat. Aber freilich, ich finde es manchmal besonders beglückend, daß meine eigene Adventszeit dieses Mal so schön mit der allgemeinen Adventszeit der Kirche zusammenfällt.
    Peter Wust, Abschiedsbrief an seine Studenten (1939)

    Advent, das bedeutet: Lebkuchen, Weihnachtsmärkte, Glühwein und Punsch, Adventsfeiern bei Kerzenschein und Tannendeko. Advent, jetzt wird es höchste Zeit, an die Weihnachtsgeschenke zu denken – Weihnachten kommt ja jedes Jahr so überraschend… – und shoppend die lichtergeschmückten Einkaufsmeilen zu durchmessen. Advent, das bedeutet: jede Menge Streß, Rummel und Lärm. Und da hebt sich so mancher pastorale Zeigefinger und mahnt von der Kanzel herab, dass doch in diesem Jahr für den guten Christen bitteschön nicht die Geschäftigkeit, sondern die Ruhe und Besinnung im Mittelpunkt stehen sollten. Ruhe, Besinnung, schöne Stunden im Kreis der Lieben. Das mag verlockend klingen, ist aber nicht der christliche Sinn des Advents. Die katholische Liturgie spricht im Evangelium des ersten Adventssonntags vom Weltuntergang, von kosmischen Katastrophen und lähmender Angst ganzer Völker. Vom Weltenrichter, der beim Schall der Posaunen vor dem einstürzenden Firmament und dem untergehenden Kosmos wiederkehren wird. Advent, die vier Wochen vor Weihnachten, mit denen das neue Kirchenjahr beginnt, ist zunächst einmal eine ursprüngliche Bußzeit, die nicht nur das Weihnachtsfest vorbereitet, sondern jenes erste Kommen Christi in der Fleischwerdung des göttlichen Logos mit dem Advent des Herrn am Ende der Zeiten verbindet. So stellt uns die Adventszeit zunächst einmal das Gericht vor Augen, das ja keine Drohung sein soll („Niemand kann entkommen!“), sondern vor allem eine Verheißung ist („Keiner wird vergessen!“), eine Verheißung freilich, die uns einlädt zur ernsthaften Gewissenserforschung, Umkehr und Reue und einer guten Beichte. Der große christliche Philosoph Peter Wust zeigt uns in seinem letzten Text, seinem Abschiedsbrief, verfasst auf dem Sterbelager, noch einen anderen Zugang zum Advent: Der Advent der Kirche kann und soll mein eigener Advent werden: wenn der Herr vor meiner Tür steht; wenn es gilt, das Kreuz zu tragen; wenn sich die Katastrophen am Horizont meines eigenen Lebens abspielen. Und wenn ich einmal in den Advent meines eigenen Lebens eintreten muss, darf ich mich auf die Worte des Herrn verlassen: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21,28) Lassen wir uns den Weihnachtsmarkt, die Nikolausfeiern, den Glühwein und das liebevoll ausgesuchte Weihnachtsgeschenk nicht madig machen. Aber haben wir auch im Blick, worum es wirklich und eigentlich geht: Christus kommt. Er steht vor meiner Tür. Mein Leben ist ein Ernstfall, ohne Rücklauftaste und Wiederholungsmöglichkeit. Christus erscheint. Öffnen wir unser Leben, unser Herz für ihn, damit sein Advent für uns zur Stunde der Barmherzigkeit und der Freude wird, denn er ist Mensch geworden, damit wir, versehen mit dem Geschenk seines göttlichen Lebens, in Ewigkeit bei ihm glücklich sein können.