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Arzt

    Wenn du auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen Augen recht ist, wenn du seinen Geboten gehorchst und auf alle seine Gesetze achtest, werde ich dir keine der Krankheiten schicken, die ich den Ägyptern geschickt habe. Denn ich bin der HERR, dein Arzt.
    Ex 15,26

     Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
    Mt 9,12f.

    Einen Arzt gibt es, Jesus Christus, unseren Herrn.
    Ignatius von Antiochien (+ 117)

    Männer ab 50, so pflegt mein Freund zu sagen, erkennt man daran, dass sie gerne über ihre Krankheiten sprechen. Meiner Erfahrung nach gilt das für alle Geschlechter, und die Sorge um die eigene Gesundheit und das Bemühen, einen guten Arzt zu finden, verbinden uns auch mit den alten Griechen und Römern. Die hatten Äskulap, den Gott der Heilkunst, dessen Attribut, der von einer Schlange umwundene Stab, heute noch Symbol der Ärzte und Apotheker ist. Er galt als „berühmtester Arzt der Welt“ und wer sich in seine Behandlung begeben wollte, schlief in seinem Tempel und erhielt im Traum einen Therapieplan. Äskulap war in allen medizinischen Künsten bewandert, konnte Tote zum Leben erwecken und sogar Glatzköpfen wieder zu einem prächtigen Haarschopf verhelfen.
    Im Alten Testament offenbart sich Jahwe, der Herr über Leben und Tod, über Gesundheit und Krankheit, als Arzt schlechthin: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Vom Gott Äskulap erzählt die Legende, er habe sich einst in eine Natter verwandelt, um eine Seuche in Rom zu bekämpfen. Als das störrische Volk Israel während der Wüstenwanderung von „Feuerschlangen“ gebissen und gequält wurde, ließ Gott Mose eine Schlange aus Kupfer anfertigen und an einer Stange anbringen. „Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.“ (Num 21,9) Einst verführte der Teufel die Stammeltern in Gestalt einer Schlange, jetzt wird sie zum Symbol des Lebens und zum Vorzeichen des Kreuzes, an dem unser Arzt Jesus Christus uns durch die Hingabe seines Lebens, durch seinen Tod und seine Auferstehung von der Krankheit der Sünde und des Todes heilt. Seine Barmherzigkeit, Gnade und Liebe ist unsere Medizin, die uns zum täglichen Gebrauch verschrieben wird. Als Kranke bedürfen wir des Arztes, als Sünder bedürfen wir der Erlösung und als gottgeliebte, von seinem Erbarmen Beschenkte dürfen und sollen wir die Barmherzigkeit zum Maßstab unseres eigenen Handelns machen. Die Gabe, Kranke zu heilen, ist heute aus unserem Pfarralltag leider weitestgehend verschwunden. Wie schön wäre es, wenn auch wir wie Petrus sagen könnten: „Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh umher!“ (Apg 3, 6) Die Gebrechen des Körpers vertrauen wir unseren Ärzten an, die Gebrechen der Seele oft genug den Psychotherapeuten; ganzheitlich aber dürfen wir Seele, Geist und Körper der Barmherzigkeit unseres großen Arztes Jesus Christus anvertrauen. Die Legende erzählt, dass kurz nach dem Tod der Gottesmutter die Apostel das Grab Mariens öffneten und es leer fanden. Ein Duft von Blumen und frischen Kräutern strömte ihnen entgegen. An der Hand Mariens dürfen wir darauf vertrauen, dass gegen den Tod nun endgültig ein Kraut gewachsen ist: es ist ihr Sohn Jesus Christus, Arzt und Medizin zugleich.