Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein
Herz von Fleisch.
Ez 36, 26
In dem Märchen „Das kalte Herz“ erzählt der Dichter Wilhelm Hauff von dem armen Köhler Peter Munk. Er ist arm und wenig angesehen und beneidet die Reichen und Schönen. Er hat Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben und er glaubt, der Schlüssel dazu ist das Geld. Schließlich schließt er einen Pakt mit einem bösen Geist: Es werden ihm unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen, wenn er sein Herz verkauft. Der böse Geist nimmt ihm das pochende Herz aus der Brust und ersetzt es durch ein Herz aus Stein. Peter Munk kann nun aus dem vollen Schöpfen: Er hat soviel Geld, wie er will – aber in Wirklichkeit ist er nur noch ein lebendiger Leichnam: ohne Herzschlag, ohne Puls; aber auch ohne Freude, ohne Mitgefühl, ohne Freundschaft, ohne Sehnsucht, ohne Liebe. All das kann er nicht mehr empfinden – freilich auch keine Furcht und Angst mehr. Er verlor alles, was ein Menschenleben ausmacht. Schließlich scheffelt er nur noch Geld, ohne sich daran freuen zu können. Seine alte Mutter hat er vergessen, seine schöne, junge Frau erschlägt er im Zorn. Er hat eine schlechte Wahl getroffen. Und sein grundlegender Fehler ist ihm ganz am Anfang unterlaufen, als er geglaubt hat, das Geld würde die tiefe Sehnsucht seines Herzens stillen. Am Ende aber hat das Geld ihn erstickt und verstopft – das Herz aus Stein kann nicht einmal mehr Sehnsucht empfinden. Wir alle tragen eine tiefe Sehnsucht ihm Herzen: Geliebt zu werden und zu lieben; angenommen zu sein und einander anzunehmen. Wie Peter Munk aus dem Märchen sind aber auch wir immer in der Gefahr, die falsche Wahl zu treffen und unser Herz mit Dingen und Sachen zu verstopfen, die unsere Sehnsucht nicht wirklich erfüllen können. Der Prophet Ezechiel hat viele hundert Jahre vor der Geburt Christi auch von der Sehnsucht des Menschen gesprochen und von der Gefahr, die von Gier und Eitelkeit, Zorn und Neid ausgehen und das Herz des Menschen versteinern. Und er hat beschrieben, was Gott tut, um dieser Gefahr zu begegnen: „Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ Gott sprengt die Verkrustungen und Versteinerungen unseres Herzens auf durch die Gabe des Heiligen Geistes. „Ich gebe meinen Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Rechtsentschiede achtet und sie erfüllt.“ (Ez 36, 37) Der Alte Bund erfüllt sich im Neuen Bund: Das, was der Prophet Ezechiel verkündet hat, wird durch Jesus Christus erfüllt. Er verheißt seinen Jüngern den Beistand des Heiligen Geistes, den er vom Vater senden wird. Das Märchen von Wilhelm Hauff hat ein Happy End. Peter Munk gelingt es, den bösen Geist zu überlisten. Er behauptet, der böse Geist habe ihn betrogen, er habe ihm gar kein Herz aus Stein eingesetzt. Der böse Geist willigt ein, ihm „zur Probe“ sein lebendiges Herz wiederzugeben, damit er den Unterschied spüren kann. Kaum hat Peter Munk sein Herz zurück, zieht er ein Kreuz hervor und hält damit den bösen Geist in Schach. Gegen das Zeichen des Kreuzes kommt der nicht an. Peter Munk kann dem bösen Geist entfliehen. Er bekommt eine zweite Chance. Er erhält sein Herz zurück und seine Familie, sein Leben, er darf noch einmal neu beginnen. Bitten wir den Herrn, das Geschenk des Pfingsttages von neuem lebendig werden zu lassen, damit der Geist Gottes die Verkrustungen und Versteinerungen unseres Herzens aufbricht. Nehmen wir Zuflucht zum Zeichen des Kreuzes, das uns vor dem Bösen schützt. Sagen wir Ja zu dem Kreuz in unserem Leben: Es zeigt uns den Weg der Selbstlosigkeit und Hingabe. Haben wir den Mut, uns zu verschenken – dann wird uns alles größer und schöner zurückgeschenkt und dann dürfen auch wir auf ein „Happy End“ hoffen, auf ein Happy End, das jetzt schon anfängt und das sich einmal in der Ewigkeit vollenden wird.