Mutter der schönen Liebe, bitte für uns.
Lauretanische Litanei
Jagt der Liebe nach!
(1 Kor 14,1)
Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin offenbarte sich die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet.
1 Joh 4,7-12
In der Lauretanischen Litanei rufen wir Maria an als die „Mutter der schönen Liebe“. Was für ein auf den ersten Blick merkwürdiger Ausdruck: Mutter der schönen Liebe. Was soll das bedeuten? Gibt es denn eine hässliche Liebe? Im ersten Johannesbrief wird bekannt: „Gott ist die Liebe“ (4,16b). Wenn wir einander Liebe schenken, dann können wir das nur deshalb tun, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Gott ist die Liebe und er ist die Quelle der vollkommenen, der reinen, starken, wunderbaren, der schönen Liebe, der Liebe die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, allem standhält, die niemals aufhört. (1 Kor 13,7) Diese göttliche Liebe ist langmütig und gütig, sie ereifert sich nicht und prahlt nicht und bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich an der Wahrheit und nicht über das Unrecht (1 Kor 13,4ff.). Mit diesen poetischen Versen besingt Paulus die schöne, die göttliche Liebe, die uns geschenkt wird.
Vergleichen wir damit die Liebe in unserem Leben. Wir müssen feststellen: unsere Liebe ist oft nicht so vollkommen. Sie erträgt nicht alles, sondern gibt manchmal auf. Sie ist durchmischt mit Unglauben, mit Hoffnungslosigkeit und manchmal endet sie. Unsere Liebe kann ungeduldig sein und herrschsüchtig, sie kann eitel und von Eifersucht durchsetzt sein. Unsere Liebe kann das Böse nachtragen und den eigenen Vorteil suchen. Es ist unsere nicht endend wollende Aufgabe, immer wieder das Geschenk der göttlichen Liebe zu erbitten, auf dass sie unser Herz und unser Leben immer mehr erfülle, so wie es bei Maria, der Mutter des Herrn, vom ersten Augenblick ihres irdischen Daseins an der Fall war. Maria kann die Mutter der schönen Liebe sein, weil sie selbst ein Mensch der schönen Liebe ist. Nichts Verdrehtes, nichts Unvollkommenes, nichts Pervertiertes oder Hässliches ist in ihr. Ihr Herz ist erfüllt von der schönen, der göttlichen Liebe und deshalb dürfen wir Zuflucht suchen mit unserem Leben, mit unseren Unvollkommenheiten, mit unserer Schuld in diesem Unbefleckten Herzen Mariens. Maria ist aber auch buchstäblich die Mutter der schönen Liebe, weil sie im Stall von Betlehem den Messias zur Welt gebracht hat. Wenn Gott die Liebe ist, dann gilt das auch von der zweiten göttlichen Person, vom Logos, der Mensch geworden ist in Jesus Christus. Er ist die schöne Liebe, die dauerhaft in unserer Welt Fuß gefasst hat, die den unendlichen Graben überbrückt, den die Ursünde zwischen Gott und Mensch aufgerissen hat. Er ist die schöne Liebe, die Mensch geworden ist, die sich selbst verschenkt, damit wir sie in unser Leben hineinlassen und weiterschenken.