Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune.
Offb 1,10
Jesus ist am „ersten Tag der Woche“ (Mk 16,2) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag“ erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag“, der auf den Sabat folgt, bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“ [hè kyriakè heméra, dies dominica], zum Sonntag.
Katechismus der Katholischen Kirche, 2174
Zwischen 1950 und 1970 war eine deutsche Gesangsgruppe, „Die drei Peheiros“, in Rundfunk und Fernsehen erfolgreich. Ihr verdanken wir den bis heute manchmal gespielten Radio-Jingle „Wir wünschen euch ein schönes Wochenende“ – wer die Melodie einmal gehört hat, dem geht sie nicht mehr aus dem Kopf. Wenn am Freitag Nachmittag die Arbeitswoche zu Ende geht, dann wünschen wir uns oft gegenseitig ein „schönes Wochenende“. Für viele Zeitgenossen markieren Samstag und Sonntag tatsächlich das Ende der Woche. Eigentlich aber ist der erste Tag der Woche der Sonntag, nicht der Montag: Am Sonntag betet der Priester im Hochgebet: „In Gemeinschaft mit der ganzen Kirche feiern wir den ersten Tag der Woche als den Tag, den dem Christus von den Toten erstanden ist.“ Die jüdische Woche schließt mit dem Sabbat, der an die Schöpfung der Welt und des Kosmos erinnert: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn am ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.“ (Gen 2,2f.) Das Werk ist vollendet, und Gott ruht. Ein wunderbarer, ja poetischer Ausdruck: Gott ruht. Nicht deshalb, weil er erschöpft wäre und der Ruhe bedürfte, sondern weil er nicht nur der unermüdlich Schaffende ist. Er ist auch derjenige, der voller Liebe auf sein vollendetes Werk blickt und sich an ihm erfreut. Der Mensch soll als Geschöpf seinem Schöpfer folgen: Er soll am Ende der Woche von seiner Arbeit ausruhen, Abstand gewinnen und die Freiheit haben, über ihr zu stehen. Gott will den freien Menschen, nicht den rastlosen, in seiner Arbeit gefangenen und untergehenden Workaholic. Bereits im Anfang wird so die Arbeitszeit von der heiligen Zeit der Ruhe getrennt. Sie ist nicht nur für den Menschen da, sie ist zugleich die Zeit, die der Schöpfer für sich beansprucht und in der der Mensch ganz für Gott dasein soll. Im Neuen Testament wird die Auferstehung Christi als Beginn einer neuen Schöpfung verstanden. Paulus schreibt deshalb im zweiten Korintherbrief: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ (5,17) So wird allmählich die heilige Zeit der Ruhe nicht mehr mit dem Sabbat, dem Samstag, sondern mit dem Sonntag, dem Tag der Auferstehung Christi verbunden. Es ist der biblische „Tag des Herrn“ (dies dominica), was im französischen „dimanche“ und im italienischen „domenica“ noch anklingt. Im Deutschen und Englischen (sunday) hat sich der alte römische Brauch erhalten, die Wochentage nach den Planeten zu benennen. Wenn sich die Christen in unseren Tagen immer wieder dagegen wehren müssen, daß der heilige Tag der Ruhe Gottes und des Menschen immer mehr durch verkaufsoffene Sonntage zersetzt wird, dann ist das auch ein öffentliches Bekenntnis zu dem Gott, der die Welt und den Menschen erschaffen hat. Und deshalb werde ich beim nächsten Mal, wenn mir ein „schönes Wochenende“ gewünscht wird, freundlich antworten: „Ich wünsche einen schönen Sonntag!“