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Heilige Worte

Zucht

    Züchtige deinen Sohn, solange noch Hoffnung ist, doch lass dich nicht hinreißen, ihn zu töten!
    Spr 19, 18

    So hat das Gesetz uns in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi, damit wir durch den Glauben gerecht gemacht werden.
    Gal 3, 24

    Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn!
    Eph 6, 4

    Im Alten Testament hat Zucht nicht nur die Bedeutung der „Züchtigung“, der Bestrafung, sondern bezieht sich auch auf die Bildung des Verstandes, kann also auch so viel wie „Erziehung“ bedeuten. In der antiken Welt züchtigt der Hausvater den Sohn und auch den Sklaven, die Richter die Missetäter, die Könige ihre Untertanen. Von modernen pädagogischen Methoden ist da nicht viel zu spüren: „Wer die Rute spart, haßt seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.“ (Spr 13, 24). Doch neben der familiären und gesellschaftlichen Dimension spielt das Element der Züchtigung, der Erziehung in der ganzen alttestamentlichen Heilsgeschichte eine wichtige Rolle: Jahwe mahnt und züchtigt das Volk, wenn es den Bund mit Gott verlässt und sich von ihm abwendet: „Daraus sollst du die Erkenntnis gewinnen, dass der Herr, dein Gott, dich erzieht, wie ein Vater seinen Sohn erzieht. Du sollst auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, achten, auf seinen Wegen gehen und ihn fürchten.“ (Dtn 8, 5f.) Ist das die Quelle für die beliebte Vorstellung vom „strafenden Gott des Alten Testaments?“ Das ist nur die eine Seite der Medaille – der Alte Bund kennt auch den Gott, der sein Volk umwirbt wie ein verliebter Verführer seine Geliebte: „Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben.“ (Hos 2, 16). Im Neuen Testament hat der heilige Paulus den Erziehungsgedanken des Alten Bundes von Christus her neu gedacht: Der Zuchtmeister, das „Gefängnis“, ist das Gesetz solange, bis der Christ durch den Glauben an Christus gerecht gemacht wird (Gal 3,23f.). Aber auch als Kinder Gottes werden wir durch unseren himmlischen Vater erzogen: „Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet, und ihr habt die Mahnung vergessen, die euch als Söhne anredet: Mein Sohn verachte nicht die Zucht des Herrn, verzage nicht, wenn er dich zurechtweist. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit er Rute jeden Sohn, den er gern hat. Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet. Gott behandelt euch wie Söhne.“ (Hebr 12, 4ff.) Paulus beschreibt das Handeln Gottes wie das eines liebenden Vaters, der seinen Sohn züchtigt, sollte es nötig sein – wir würden vielleicht heute sagen: der sein Kind mit liebevoller Strenge erzieht – und ist sich sicher: „Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit.“ (Hebr 12, 11). Etwas merkwürdig und rätselhaft mutet es an, wenn der Apostel einzelne Übeltäter zu Züchtigungszwecken „dem Satan übergibt“, damit sie am Ende gerettet werden können (1 Kor 5, 5; 1 Tim 1, 20). Mit den Pastoralbriefen und der Apostelgeschichte wird deutlich, dass auch die Leiter der Gemeinden das Recht haben, die Kirchenzucht durchzusetzen und bis heute haben die Hirten der Kirche mit dem kodifizierten Kirchenrecht ein Instrument, um diese Aufgabe zu erfüllen. Wir aber dürfen alle Widerwärtigkeiten des Alltags, alle kleinen und großen Leiden als „Zucht des Herrn“ verstehen, die uns anspornen will, der Sünde bis aufs Blut zu widerstehen und die die große Verheißung mit sich bringt, dass Gott am Ende alles gut machen wird.

    Wort

      Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
      Gen 1,3

      Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
      Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
      Joh 1,1-3

      Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine Buchreligion. Das Christentum ist eine Religion des Wortes Gottes, nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes. Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, muss durch den Heiligen Geist unseren Geist für das Verständnis der Schrift öffnen, damit sie nicht toter Buchstabe bleibe.
      KKK 108

      In einer Chronik des Mittelalters wird erzählt, dass der berühmte Stauferkaiser Friedrich II. herausfinden wollte, welche Sprache die Kinder hätten, wenn sie heranwachsen, ohne jemals mit irgendjemanden sprechen zu können: „Friedrich befahl den Ammen und Nährmüttern, die Kinder zu säugen, aber niemals mit ihnen zu reden. Er wollte nämlich herausfinden, ob sie die hebräische Sprache sprechen würden, von der es hieß, dass sie die erste war, oder die griechische oder die lateinische oder die arabische, oder ob sie die Sprache ihrer Eltern sprechen würden, von denen sie abstammten. Doch er bemühte sich vergebens, denn alle Kinder starben.“ Die Sprache ist eines der großen Rätsel unseres Lebens. Ohne Sprache, ohne Wörter und Begriffe können wir nicht denken. Ohne Wörter können wir unsere Umwelt nicht richtig wahrnehmen. Wenn ich nicht die richtigen Begriffe für Dinge und Gegenstände kenne, bleiben sie mir letztlich verborgen, sie entziehen sich meiner Erkenntnis. Sprache und Wörter bedeuten Kommunikation – die Grundlage dafür, dass Menschen sich verstehen und miteinander leben können. Im ersten Buch der Bibel wird beschrieben, wie beim Turmbau zu Babel die Menschheit ihre gemeinsame Sprache verliert. Letztlich ist es die Sünde, die die Menschen zuerst von Gott trennt und dann auch die menschliche Gemeinschaft stört. So erleben wir bis heute, dass Sprache auch zur Quelle des Bösen wird: Lüge, falsches Zeugnis, üble Nachrede, Lästern und Verleumdung belasten unsere Beziehungen. Aber grundsätzlich zeigt sich in der Sprach- und Ausdrucksfähigkeit unsere Gottesebenbildlichkeit: Gott erschafft die Erde und den Menschen durch sein Wort. Gott selbst ist das Wort, das Fleisch geworden ist in Jesus Christus. Und das Neue Testament bezeugt, wie im Sprachwunder des Pfingsttages die babylonische Sprachverwirrung überwunden wird. Jeder hört die Apostel in seiner Muttersprache predigen. Der Heilige Geist ermöglicht eine neue Kommunikation, die das lebendige Gotteswort in die ganze Welt hinausträgt. Kaiser Friedrich wollte die ursprüngliche Sprache der Menschen herausfinden. Man spürt in diesem grausamen Experiment die Sehnsucht nach dem Paradies – nach der einen, gemeinsamen Sprache, die Gott, Welt und Mensch harmonisch vereint. Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass alle Versuche, eine solche Sprache ohne und gegen Gott zu schaffen, im Fiasko, in der Katastrophe enden. Nur wenn wir uns dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, können wir zu einer neuen Sprache finden, zu einer neuen Kommunikation, die mit und durch Christus, dem ewigen Wort des lebendigen Gottes, stattfindet. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben für alle Menschen aller Zeiten. Er ist das Wort, durch das wir im gemeinsamen Gebet zum Vater sprechen können. Er ist das Wort der Liebe, Vergebung und Barmherzigkeit, durch das wir miteinander wahrhaftig und gut sprechen können.

      Weg

        Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! … Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.
        Ps 1

        Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
        Joh 14,6

        Eine Freundin ist in diesen Wochen auf dem Weg, auf einem besonderen Weg: Sie pilgert auf dem „Franziskusweg“ von Florenz über Assisi nach Rom. Freunde und Familie können ihren Weg verfolgen, denn sie informiert uns mit ihrem Smartphone über erbauliche Kirchen, landschaftliche Höhepunkte, besonders anstrengende Wegstrecken oder kulinarische Köstlichkeiten am Ende eines langen Marschtages. Pilgern – das ist der Inbegriff unserer christlichen Existenz. Auf dem Weg sein, marschieren, laufen – das ist das Bild unseres Lebens schlechthin. „Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu“ dichtete Georg Thurmair 1935 und schuf damit einen modernen Klassiker des Kirchenliedes, das vor allem auf Beerdigungen gerne gesungen wird. Wir leben im „Pilgerstand“, das ganze Leben ist eine Reise. Wo geht sie hin? Diese Entscheidung müssen wir treffen, wir müssen den Weg aussuchen, wir müssen prüfen, ob wir auf dem Weg der Gerechten oder auf dem Weg der Gottlosen gehen. Immer wieder ist diese Überprüfung notwendig, hin und wieder müssen wir eine Kurskorrektur vornehmen, wenn wir vom rechten Weg abgewichen sind. Das Gute ist: Wir sind nicht alleine auf dem Weg, wir gehen in einer großen Gemeinschaft. Wer auf dem Franziskusweg die Orientierung verloren hat, kann fragen oder das GPS-Handy zu Rate ziehen. Auf dem Lebensweg sind wir nicht alleine, denn wir wandern in der großen Gemeinschaft der Kirche. Miteinander und füreinander glauben wir und tragen uns gegenseitig im Gebet. Die Muttergottes und die Heiligen, auch unser Schutzengel sind treue Wegbegleiter, die uns helfen und beistehen. Und schließlich wissen wir: Der Weg ist das Ziel. Als Christen dürfen wir diesen etwas abgenutzten Spruch ganz wörtlich nehmen: Denn Jesus Christus ist nicht nur das Ziel unserer Wanderung, er ist auch zugleich der Weg zum Vater und er ist der Immanuel, der Gott-mit-uns. Er ist gegenwärtig in unserer Mitte, er begleitet uns, er ist der Gott, der mitgeht. Das wird ganz konkret in den Sakramenten der Kirche, in denen uns der lebendige Gott in sichtbaren Zeichen begegnet, berührt und heilt. Die Sakramente sind die Quellen, an denen wir Rast machen dürfen auf der großen Pilgerreise unseres Lebens, sie richten uns auf, spenden neue Kraft und das Leben Gottes. So ausgerüstet dürfen wir jeden Tag von neuem unsere Pilgerreise beginnen und mit dem heiligen Petrus dankbar und staunend rufen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt wird.“ (1 Petr 1,3) – Das ist doch mal ein Ziel, für das sich der Weg lohnt. Wenn wir es vor Augen behalten, können wir alle Strapazen, Blessuren, müde Füße und schlechtes Wetter ertragen. Auf geht´s!

        Vorsehung

          Viele Pläne faßt das Herz des Menschen, doch nur der Ratschluß des Herrn hat Bestand.
          Spr 19,21

          Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm gefällt, das vollbringt er.
          Ps 115,3

          Das Zeugnis der Heiligen Schrift lautet einstimmig: Die Fürsorge der Vorsehung ist konkret und unmittelbar; sie kümmert sich um alles, von den geringsten Kleinigkeiten bis zu den großen weltgeschichtlichen Ereignissen.
          Katechismus der Katholischen Kirche, 303.

          Wie so vieles haben die alten Griechen im 5. Jahrhundert v. Chr. auch den philosophischen Begriff der „Vorsehung“ erfunden. Die Lehre der Stoa spricht von einer über das All herrschenden, unpersönlichen Gottheit, die alles, was auf der Welt geschieht, auf ein Ziel hin lenkt. Dadurch wollte man den seinerzeit herrschenden Glauben an eine blinde Herrschaft des Zufalls überwinden. Auch wenn der Begriff „Vorsehung“ im Alten Testament nur ganz selten verwendet wird, sind doch alle seine Bücher zutiefst von dem Glauben geprägt, daß der Schöpfergott machtvoll, weise und gütig das Weltgeschehen lenkt. Und Jesus ermahnt seine Jünger, sich mit kindlichem Vertrauen auf die Vorsehung des himmlischen Vaters zu verlassen: „Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,31-33) Gott handelt ganz frei und souverän – aber er handelt nicht alleine. Er gibt seinen Geschöpfen die Möglichkeit, an der Ausführung seines Ratschlusses mitzuwirken. Bewußt oder unbewußt – wir sind berufen, „Mitarbeiter Gottes“ (1 Kor 3,9) zu sein. Man nennt Gott und sein Handeln die „Erstursache“ – Gott ist in jedem Tun seiner Geschöpfe tätig. Wir sind die „Zweitursache“, Gott wirkt durch uns: „Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem Wohlgefallen.“ (Phil 2,13) Und natürlich sind und bleiben wir frei – wir sind keine Marionetten der göttlichen Vorsehung. Das Verhältnis von Freiheit und Gnade, von Freiheit und Vorsehung genau zu bestimmen, ist bis heute eines der großen, kontrovers diskutierten theologischen Probleme. Wer von der göttlichen Vorsehung spricht, muß sich auch der Frage stellen: Wenn Gott alles lenkt und durch seine Geschöpfe handelt – warum gibt es das Böse in der Welt, das Leid? Gott selbst ist hundertprozentig gut, er kann niemals der Urheber von etwas Bösem sein. Er läßt das Böse nur zu, um etwas Besseres daraus entspringen zu lassen, wie der heilige Thomas sagt. Der Philosoph Robert Spaemann hat es einmal so erklärt: „Ich erzähle Ihnen ein Gleichnis: Stellen Sie sich einen Maler mit unendlicher schöpferischer Kapazität vor. Er fängt an, ein riesiges Gemälde zu entwerfen. Neben ihm sitzt jemand, der das Bild verderben will. Immer wieder spritzt er einen dicken Farbklecks rein, der das Bild verunstaltet. Der Maler bezieht jeden dieser Kleckse in sein Bild ein und macht noch etwas Besseres draus. Am Ende steht ein wunderbares Bild da, so daß man im Rückblick denkt, die Kleckse mußten ja sein, damit das Bild zustande kommt.“ Letztlich ist der Glaube an die göttliche Vorsehung für uns entlastend und voller Trost. Und auch, wenn uns heute die Wege seiner Vorsehung manchmal dunkel und unbegreiflich erscheinen, so dürfen wir doch wissen: Gott macht am Ende alles gut!

          Vorrat

            Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
            Lk 12, 16b-21

            „Wenn ich einmal reich wär / o je widi widi widi widi widi widi bum / alle Tage wär ich widi bum / wäre ich ein reicher Mann!“ – Alle kennen diesen Song aus dem Musical Anatevka. Und Hand aufs Herz: Wer von uns hat noch nicht mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre, wenn man Millionen im Lotto gewänne? Welche Wünsche man sich erfüllen könnte? Hauptsache, es würde uns nicht so ergehen wie den Lottomillionären, die alles in kurzer Zeit mit vollen Händen verschenkten und verschwendeten und am Ende ärmer als zuvor dastanden. Da scheint es doch sinnvoll zu sein, zumindest einen Teil des Vermögens bombensicher anzulegen. Das hat sich auch der reiche Mann im Gleichnis Jesu gedacht – doch Gott macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern.“ Der Reiche hat es überall im Evangelium schwer: „Denn leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Lk 18,25) Sollten wir es also besser mit dem englischen Fußballer George Best halten? Er sagte einmal: Die Hälfte meines Vermögens habe ich für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst! Das kann eigentlich auch nicht die Lösung sein. Doch wie gehen wir mit unserem Vermögen, unserem Reichtum um? Die Antwort verbirgt sich in dem Wort „Vorrat“. In diesem Begriff steckt das Wörtchen „Rat“, so wie in Hausrat, Unrat, Ratschlag oder auch Heirat. Rat – das bedeutet eigentlich: „das zum Leben Notwendige; das, was man zum Leben braucht.“ Und da trifft es sich gut, dass wir Maria als „Mutter des guten Rates“ anrufen. Sie gibt uns im wörtlichen Sinne den guten Rat schlechthin: ihren Sohn Jesus Christus. Er ist wirklich das, was wir zum Leben brauchen. Mit ihm und durch ihn sollen wir einen großen Vorrat anlegen und die Scheunen unseres Lebens füllen. Die Grundidee des reichen Mannes war eigentlich nicht schlecht. Er hat nur die falschen Schätze gesammelt. Füllen wir unsere Scheunen mit der Freundschaft zu Jesus, mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. Füllen wir sie mit der Gnade der Sakramente, dem Leben in der Gemeinschaft der Kirche, dem Gebet. Füllen wir sie mit unserer Freundlichkeit, Großzügigkeit, Großherzigkeit. Mit unserer Bereitschaft, einander zu vergeben. Mit unserem Mut, in Gesellschaft und Öffentlichkeit zu Christus und seiner Kirche zu stehen. Mit dem guten Rat, den wir anderen geben. Mit unserer Zeit, die wir verschenken. Also kurz: mit allem, was wir nicht für uns selbst behalten, genießen und ausgeben, an dem wir uns nur selbst erfreuen wollen. Denn das war der grundlegende Fehler des reichen Mannes. Nicht umsonst leitet Jesus das Gleichnis mit den Worten ein: „Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier!“ (Lk 12,15) Die Habgier verschließt unser Herz und macht uns blind für den Nächsten und blind für Gott. Wer nur an sich selbst denkt und nur für sich selbst lebt wird unfähig für den Himmel, der ja wesentlich Gemeinschaft bedeutet, Gemeinschaft mit Gott und den Engeln und Heiligen. Bitten wir Maria, die Mutter des guten Rates, um ihre Hilfe und Fürsprache. Bitten wir sie, dass sie uns an ihre Hand nimmt, damit wir die rechten Vorräte sammeln, die uns reich bei Gott machen. An ihrer Seite werden wir fähig, unser Herz zu öffnen, wie sie es getan hat, damit wir das zum Leben Notwendige, das Allerwichtigste niemals entbehren: ihren Sohn Jesus Christus, unseren guten Rat.

            Vergebung

              Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben!
              Mt 6, 12

              Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von ganzem Herzen vergibt.
              Mt, 18, 32ff.

              Jesus findet klare Worte: Wir sollen unserem Bruder, unserem Nächsten von ganzem Herzen vergeben, wenn er an uns schuldig geworden ist. Eine klare Sache? Was bedeutet Vergebung? Vergebung setzt voraus, dass jemand schuldig geworden ist und so die Gemeinschaft gestört oder gar zerstört hat. Es gibt verschiedene Reaktionen auf Schuld: Rache, Vergeltung, Strafe, Wiedergutmachung oder aber auch Vergebung. In seinem Gleichnis von dem König, dessen Knecht ihm die ungeheure Summe von zehntausend Talenten schuldet, zeigt Jesus: Vergebung besteht in dem freiwilligen Verzicht auf das Eintreiben der Schuldforderung. Anders als Rache oder Vergeltung führt die Vergebung so zu einer Wiederherstellung der gestörten Gemeinschaft. Wenn ich mich entschuldigen möchte, bin ich auf den anderen angewiesen: Nimmt er meine Entschuldigung an? Vergibt er meine Schuld? Nur Vergebung macht den Weg frei, damit Gemeinschaft von neuem entstehen kann. Wenn ich jemandem vergebe, dann ist das eine Entscheidung, die ich fälle: Ich rechne deine Schuld nicht länger an, ich trage sie nicht nach, ich werfe sie dir nicht mehr vor, ich ermögliche uns einen neuen Anfang. Aber: Vergebung bedeutet nicht, dass Vergangenes einfach ausgelöscht wird. Auch vergebene Schuld schmerzt noch, gärt noch. Es bedarf auch in der geschenkten Vergebung eine Aufarbeitung der Folgen und Konsequenzen der Schuld. Die Bibel offenbart uns im Alten wie im Neuen Testament: Gott ist der Vergebende. Er nimmt die Sünde weg, er bedeckt sie, wäscht sie ab, er heilt den Schaden, den die Schuld anrichtet und erneuert die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Im Sakrament der Versöhnung, der Beichte, spricht Gott uns duch Jesus Christus immer wieder diese Vergebung zu. Seine Barmherzigkeit ist größer als jede Schuld des Menschen. Der Beichtstuhl ist das Gericht, dessen Urteil immer schon feststeht, wenn wir uns ehrlich entschuldigen wollen: Freispruch! Doch Gott nimmt uns Menschen ernst. Seine Liebe, seine Barmherzigkeit, seine Vergebung können wir nur dann empfangen, wenn wir bereit sind, sie auch weiterzuschenken. „Nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden!“ (Mt 7, 2) Einander zu vergeben, ist oft eine Herausforderung. Manchmal scheint es ganz unmöglich zu sein. Doch ist Vergebung keine Leistung, die wir erbringen könnten. „Vergebung muß geschenkt und empfangen werden. Wir können sie nicht selber machen. … Keiner kann Sünden vergeben, außer dem einen Gott.“ (Piet van Breemen) Nur dann, wenn ich weiß, dass Gott mich unbedingt und bedingungslos liebt, kann ich wirklich meine Schuld bekennen und das Geschenk der Vergebung annehmen. Als gottgeliebte Sünder leben wir aus der Vergebung, die Gott uns immer wieder schenkt. Und dann können wir auch damit beginnen, einander immer wieder zu verzeihen und zu vergeben. Beides gilt: Gott kann uns nur dann beschenken, wenn wir bereit sind, einander zu beschenken. Aber gleichzeitig ist Gottes Geschenk auch die Voraussetzung dafür, dass wir fähig werden, einander von Herzen zu vergeben.

              Tschüss!

                Als Saul die Höhle verlassen hatte und seinen Weg fortsetzte, stand auch David auf, verließ die Höhle und rief Saul nach: Mein Herr und König! Als Saul sich umblickte, verneigte sich David bis zur Erde und warf sich nieder.
                1 Sam 24,8bf.

                Wenn ihr in ein Haus kommt, dann entbietet ihm den Gruß.
                Mt 10,12

                Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren.
                Lk 10,5f.

                Tschüss? Was hat dieser aus dem Norddeutschen stammende, legere Abschiedsgruß in der Reihe der Heiligen Worte zu suchen? Sollten wir nicht eher den Dialektpflegern und Schulleitern folgen, die „Hallo- und Tschüssfreie Zonen“ einrichten, um der Barbarisierung der Sprache einen Riegel vorzuschieben? Tschüss – oder gar die Varianten Tschüsschen, Tschüssikowski, Tschüssing oder Tschö sehen auf den ersten Blick nicht besonders heilig aus. Sollten wir als Katholiken nicht Wendungen wie „Grüß Gott!“ oder „Gelobt sei Jesus Christus!“ benutzen? (Die korrekte Antwort lautet: „In Ewigkeit. Amen“) Oder gar den in der Bibel beschriebenen, orientalischen Grußformen das Wort reden? Sich beim Grüßen bis zur Erde zu verneigen oder sich zu Boden zu werfen mutet uns fremd an und ist nicht wirklich alltagstauglich. Aber bis heute grüßt der Priester bei der Krankenkommunion die Anwesenden mit der liturgischen Formel: „Der Friede sei mit diesem Haus und allen, die darin wohnen.“ Und auch in der islamischen Welt und bei den orientalischen Christen wünscht man sich bis heute gegenseitig den Frieden: as-salāmu ʿalaikum“ – wa-ʿalaikumu s-salām (Der Friede auf Euch – Und auf Euch der Friede!). Schreiten wir zur Ehrenrettung: Tschüss ist ein heiliges Wort, das sich getarnt hat. Bis in die vierziger Jahre war in Norddeutschland die Form „Atschüss“ üblich, und die weist auf den Ursprung dieses Abschiedsgrußes hin, der sich aus dem spanischen Adiós und dem französischen Adieu entwickelt hat und auf dem lateinischen ad deum zu Gott beruht. Wer sich also heute mit einem fröhlichen Tschüss! verabschiedet, wünscht dem Gegenüber in Wirklichkeit dasselbe, was das bayerische Pfiat di Gott meint: Behüte dich Gott! Und auf diese Weise sind wir den in der Bibel verwendeten Grußformen wieder sehr nahe. Denn die Grußformel im Hebräischen geht auf das Wort segnen zurück: Wer einen Menschen grüßt, wünscht ihm den Segen Gottes. In der biblischen Vorstellung birgt der Gruß eine Segenskraft in sich, die dem Gegrüßten zugutekommt, wenn er sich ihrer würdig erweist. Hier wird eine grundlegende christliche Überzeugung sichtbar: Gott möchte, dass wir Mitarbeiter in seinem Heilswerk sind. Gottes Heil, seine Liebe, seine Barmherzigkeit und sein Frieden sind nicht nur Gaben, die wir für uns selbst entgegennehmen, wir sollen sie weitergeben und verschenken und dadurch werden sie nicht geringer und weniger, sondern schöner und größer. Und das gelingt im Kleinen auch mit einem freundlichen Gruß. Auch im Englischen existiert eine Grußformel, in der sich ein heiliges Wort, ein frommer Wunsch getarnt hat. Good Bye! bedeutet nicht einfach „Auf Wiedersehen!“ – diese Abkürzung heißt ursprünglich May God be with you until we meet again. – Möge Gott Dich begleiten, bis wir uns wiedersehen! In diesem Sinne – Tschüss!

                Tempel

                  Nachdem Salomo den Bau des Tempels und des königlichen Palastes vollendet und alle Pläne, die er auszuführen wünschte, verwirklicht hatte, erschien ihm der Herr zum zweiten Mal, wie er ihm in Gibeon erschienen war. Er sprach zu ihm: Ich habe dein flehentliches Gebet, das du an mich gerichtet hast, gehört und dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt. Meinen Namen werde ich für immer hierher legen, meine Augen und mein Herz werden allezeit hier weilen.
                  1 Kön 9, 1-3

                  Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
                  Joh 2, 18-22

                  Im Alten Bund offenbart sich Gott als Jahwe, als der „Ich bin der «Ich-bin-da»“ – Gott ist da, er ist der Immanuel, der Gott mit uns, der Gott, der mitgeht. Dadurch unterscheidet er sich von den Götzen der anderen Völker, die nur an einem bestimmten Kultort verehrt werden konnten. Israels Gott geht mit – das Zeichen dafür ist die Bundeslade, die Israel auf dem langen Weg durch die Wüste begleitet. Gott ist in der Mitte seines Volkes, er führt und begleitet es, er schützt es und bereitet ihm das Gelobte Land. Nachdem Israel seßhaft geworden ist, erbaut König Salomo den ersten Tempel als Ort für die Bundeslade. Nun ist der Tempel das Zeichen der Gegenwart Gottes, der „seinen Namen in den Tempel legt.“ Der Tempel ist der Ort, an dem Gottes Augen und sein Herz gegenwärtig sind, der Mittelpunkt des gesamten religiösen Lebens Israels. Der Alte Bund wird abgelöst durch den Neuen Bund. Nicht ein auserwähltes Volk – alle Völker sind eingeladen, allen Menschen soll das Heil geschenkt werden. Als nach dem Fall des Nordreiches Israel und später des Südreiches Juda der erste Tempel zerstört wurde, erlaubte nach dem Babylonischen Exil der persische König Kyros den Bau eines neuen Tempels. Und viele Jahrhunderte später ließ König Herodes einen viel größeren, prächtigen Tempel errichten, den Tempel, in dem Jesus dargestellt wurde, in dem er gebetet und die Geldwechsler vertrieben hat. Doch auch dieser Tempel wurde 70 n. Chr. durch die Römer zerstört. Doch die Kirche des Neuen Bundes benötigt nicht mehr die Zeichen des Alten Bundes, weder die Bundeslade – die nach alter Tradition in Äthiopien aufbewahrt und verehrt wird – noch einen Tempel aus Stein. Denn der Tempel des Neuen Bundes ist Jesus Christus selbst. In ihm ist Gott in dieser Welt gegenwärtig, durch ihn geht er mit uns, durch ihn sind seine Augen und sein Herz unter uns gegenwärtig. In ihm wird sein Name in allen Generationen verehrt: Jesus, Je-schua bedeutet: Jahwe rettet. Und dieser neue Tempel der Gegenwart Gottes wächst immer weiter, denn durch die Taufe werden wir zu lebendigen Steinen dieses Tempels: „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ (Eph 2,20f.) Das ist unsere Berufung: Wir sollen lebendige Steine sein, Zeichen der Gegenwart Gottes, seiner Liebe und Barmherzigkeit, die uns begleitet und beschützt, die mit uns geht und uns den Weg in das wahre Gelobte Land weist, in das himmlische Vaterhaus. Bitten wir den Herrn, dass wir uns dieser Berufung täglich neu bewusst werden, dass wir durch Umkehr und Buße immer wieder alle Versteinerungen und Verknöcherungen aufbrechen lassen, die uns daran hindern, lebendige Steine im wahren Tempel des Herrn zu sein.

                  Sühne

                    Wollt ihr euch Gott anbieten, um alle Leiden zu ertragen, die Er euch schicken wird, zur Sühne für alle Sünden, durch die Er beleidigt wird und als Bitte um die Bekehrung der Sünder?
                    Unsere Liebe Frau von Fatima, 1. Erscheinung am 13. Mai 1917

                    Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein.
                    2. Teil des Geheimnisses von Fatima, offenbart bei der 3. Erscheinung Unserer Lieben Frau am 13. Juli

                    Wie kann es sein, dass Gott bestimmte Menschen in besonderer Weise in Anspruch nimmt, indem er ihnen Leiden „aufbürdet“ als Sühneleistung für die Sünden, durch die er geschmäht bzw. beleidigt wird sowie als flehentliche Bitte um die Bekehrung der Sünder? Das ist für mich eine unverständliche, ja unglaubliche Seite Gottes! Braucht Gott unser Leid, um seine eigene, durch Menschen verursachte Beleidigung zu kompensieren? – Diese Frage erreichte mich vor einiger Zeit und sie trifft tatsächlich den Kern der Botschaft von Fatima, die in diesem Jubiläumsjahr besonders ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rückt. „Sühne“ kennen wir aus verschiedenen Religionen: die Sünde zerstört das Verhältnis zwischen Gott oder den Göttern und dem Menschen, durch Sühne – sühnende Handlungen des Menschen – wird das Verhältnis wieder hergestellt. Im Christentum ist Gott selbst das Subjekt der Sühne, d.h.: er selbst stellt das durch die Sünde des Menschen gestörte Verhältnis wieder her, indem er aus Liebe und Erbarmen den Menschen gerecht macht; seine Gerechtigkeit ist zugleich Gnade: „Ihn [Jesus Christus] hat Gott aufgerichtet als Sühnemal – wirksam durch Glauben – in seinem Blut, zum Erweis seiner Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit der Geduld Gottes, begangen wurden; ja zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen: Er selbst ist gerecht und macht den gerecht, der aus Glauben an Jesus lebt.“ (Röm 3,25f.) Im Kreuz Christi erkennen wir eine Bewegung von oben nach unten: Gottes Liebe erniedrigt sich bis zum Letzten, um uns Menschen zu retten; als Christen sind wir wesentlich Beschenkte. Wir erkennen aber auch eine Bewegung von unten nach oben: Christus ist der Stellverteter der Menschheit vor dem Vater: durch ihn und mit ihm und in ihm, durch sein Pascha, geschieht der Exodus der ganzen Menschheit durch den Tod hin zu Gott. Wenn also in Fatima Sühne verlangt wird, dann kann diese „Sühneleistung“ nur aus unserer Verbindung mit Christus verstanden werden: wir sind mit Christus verbunden – wir stehen in seiner Nachfolge – sein Weg soll unser Weg sein: die Passion gehört zum christlichen Dasein mit dazu. In Fatima ist der Gedanke der Sühne verbunden mit der Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens. Gerade weil Maria ganz und gar von Christus erfüllt ist, weil in ihrem Herzen Christus herrscht, werden wir – wenn wir uns durch diese Andacht mit ihrem Herzen verbinden – Christus finden, der mit seiner Liebe auch in unser Herz einziehen kann. Am 7. Juni 1981 läßt der vom Attentat genesende Papst Johannes Paul II. in der Basilika Santa Maria Maggiore einen von ihm selbst verfaßten „Vertrauensakt“ verlesen, der deutlich macht, wie wir heute Sühne leisten können: „Vor dir, o Mutter Christi, vor deinem Unbefleckten Herzen, möchten wir uns heute zusammen mit der ganzen Kirche mit jener Weihe vereinen, durch die dein Sohn aus Liebe zu uns sich selber dem Vater geweiht hat, indem er sprach: «Ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.» (Joh 17,19) Wir wollen uns in dieser Weihe für die Welt und für die Menschen mit unserem Erlöser verbinden; in seinem göttlichen Herzen findet eine solche Weihe die Kraft, Verzeihung zu erlangen und Sühne zu leisten“.

                    Sonntag

                      Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune.
                      Offb 1,10

                      Jesus ist am „ersten Tag der Woche“ (Mk 16,2) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag“ erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag“, der auf den Sabat folgt, bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“ [hè kyriakè heméra, dies dominica], zum Sonntag.
                      Katechismus der Katholischen Kirche, 2174

                      Zwischen 1950 und 1970 war eine deutsche Gesangsgruppe, „Die drei Peheiros“, in Rundfunk und Fernsehen erfolgreich. Ihr verdanken wir den bis heute manchmal gespielten Radio-Jingle „Wir wünschen euch ein schönes Wochenende“ – wer die Melodie einmal gehört hat, dem geht sie nicht mehr aus dem Kopf. Wenn am Freitag Nachmittag die Arbeitswoche zu Ende geht, dann wünschen wir uns oft gegenseitig ein „schönes Wochenende“. Für viele Zeitgenossen markieren Samstag und Sonntag tatsächlich das Ende der Woche. Eigentlich aber ist der erste Tag der Woche der Sonntag, nicht der Montag: Am Sonntag betet der Priester im Hochgebet: „In Gemeinschaft mit der ganzen Kirche feiern wir den ersten Tag der Woche als den Tag, den dem Christus von den Toten erstanden ist.“ Die jüdische Woche schließt mit dem Sabbat, der an die Schöpfung der Welt und des Kosmos erinnert: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn am ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.“ (Gen 2,2f.) Das Werk ist vollendet, und Gott ruht. Ein wunderbarer, ja poetischer Ausdruck: Gott ruht. Nicht deshalb, weil er erschöpft wäre und der Ruhe bedürfte, sondern weil er nicht nur der unermüdlich Schaffende ist. Er ist auch derjenige, der voller Liebe auf sein vollendetes Werk blickt und sich an ihm erfreut. Der Mensch soll als Geschöpf seinem Schöpfer folgen: Er soll am Ende der Woche von seiner Arbeit ausruhen, Abstand gewinnen und die Freiheit haben, über ihr zu stehen. Gott will den freien Menschen, nicht den rastlosen, in seiner Arbeit gefangenen und untergehenden Workaholic. Bereits im Anfang wird so die Arbeitszeit von der heiligen Zeit der Ruhe getrennt. Sie ist nicht nur für den Menschen da, sie ist zugleich die Zeit, die der Schöpfer für sich beansprucht und in der der Mensch ganz für Gott dasein soll. Im Neuen Testament wird die Auferstehung Christi als Beginn einer neuen Schöpfung verstanden. Paulus schreibt deshalb im zweiten Korintherbrief: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ (5,17) So wird allmählich die heilige Zeit der Ruhe nicht mehr mit dem Sabbat, dem Samstag, sondern mit dem Sonntag, dem Tag der Auferstehung Christi verbunden. Es ist der biblische „Tag des Herrn“ (dies dominica), was im französischen „dimanche“ und im italienischen „domenica“ noch anklingt. Im Deutschen und Englischen (sunday) hat sich der alte römische Brauch erhalten, die Wochentage nach den Planeten zu benennen. Wenn sich die Christen in unseren Tagen immer wieder dagegen wehren müssen, daß der heilige Tag der Ruhe Gottes und des Menschen immer mehr durch verkaufsoffene Sonntage zersetzt wird, dann ist das auch ein öffentliches Bekenntnis zu dem Gott, der die Welt und den Menschen erschaffen hat. Und deshalb werde ich beim nächsten Mal, wenn mir ein „schönes Wochenende“ gewünscht wird, freundlich antworten: „Ich wünsche einen schönen Sonntag!“

                      Sehnsucht

                        Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes … Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
                        Röm 8,19-22

                        Ich gehe fort und komme wieder zu euch.
                        Joh 14,28

                        Der vielleicht bekannteste Dreimaster der Welt ist die englische „Bounty“, die 1789 Schauplatz der berühmten Meuterei wurde. Ein Teil der Mannschaft schüttelte das Joch der strengen Disziplin, der despotischen, ungerechten Willkürherrschaft ab, überließ den Kapitän und seinen Offizieren in der Barkasse des Schiffes ihrem Schicksal (sie erreichten England) und suchte in den Verlockungen der Südsee ein neues, besseres Leben. Alleine fünf Spielfilme (u. a. mit Marlon Brando, Mel Gibson und Anthony Hopkins) faszinieren bis heute: das historische Drama ist eine Ikone der menschlichen Verfasstheit und Sehnsucht geworden. Das Leben ist hart, anstrengend und ungerecht, der zum Dienst gepresste, der allgegenwärtigen Prügelstrafe mit der „Neunschwänzigen Katze“ ausgesetzte Matrose wird zum Prototyp des Menschen, ja der ganzen Schöpfung, die unter der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ leidet, die vom ungerechten, fremden Willen bestimmt ist, den „Leiden der gegenwärtigen Zeit“. Da stellt sich jedem die Frage: Kann dieses kurze, harte, leidvolle Leben denn alles gewesen sein? Da muss es doch mehr geben: Größeres, Schöneres, Besseres; mehr Glück, mehr Liebe, mehr Gerechtigkeit, mehr Erfüllung! Jeder kann Nietzsches Seufzer nachvollziehen: Denn jede Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit! Als Christen kennen wir die Antwort auf diese Seufzen der Schöpfung, auf diese Sehnsucht der Menschheit. Ja, das war nicht alles. Ja, da kommt noch mehr. Besser noch: Da kommt noch jemand! „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Die Wiederkunft Christi, die Parusie, das weltverwandelnde Erscheinen Gottes, der alles gut machen wird und jede Sehnsucht stillt, ist für uns zu einem Ereignis in ferner Zukunft geworden, ähnlich dem Verlöschen der Sonne, die in 10 Milliarden Jahren erst ein Roter Riese, dann ein Weißer Zwerg wird, bevor sie verschwindet. Eine Zukunft, die uns nicht betrifft, uns nichts angeht. Doch haben wir vergessen, dass die Wiederkunft Christi bereits begonnen hat. Im Johannesevangelium beschreibt Jesus dies dem Begriffspaar: Fortgehen – Wiederkommen: Er geht von uns fort: Ans Kreuz, in den Tod hinein. Er kommt wieder zu uns: Im Geheimnis seiner Auferstehung. Wenn die Kirche Liturgie feiert, dann wird diese doppelte Bewegung für uns heilbringende Gegenwart: Mit Christus dürfen wir unser Leiden an diesem Leben, unser Kreuz, unsere Sehnsucht verbinden, wenn wir in sein Opfer eintreten. In der Messfeier begegnet uns der Auferstandene, er breitet seine Hände aus, um uns zu umfangen, uns jetzt bereits Anteil zu geben am neuen Leben der Kinder Gottes, an der Verwandlung des Menschen und der ganzen Schöpfung. Die Meuterei auf der Bounty war teilweise erfolgreich. Ein kleiner Teil der Mannschaft besiedelte eine Pazifikinsel am Ende der Welt, Picairn. Die Nachkommen leben noch dort, doch ein Paradies ist das Eiland bis heute nicht. Wir brauche nicht die Koffer zu packen, eine Sonneninsel zu suchen, um eine Gesellschaft ohne Hass und Egoismus, ohne Ungerechtigkeit und Leid aufzubauen. Noch jeder dieser menschlichen Versuche machte aus dem Paradies eine Hölle auf Erden. Die Antwort auf unsere Sehnsucht, auf unser Seufzen ist Jesus Christus. Er kommt, er ist schon da. Er schenkt uns schon heute das neue Leben, das alles Leid verwandelt und in Ewigkeit währt.

                        Salus Credentium

                          Heil der Gläubigen

                          „Mitten im weiten Meer stehen im geringen Abstand voneinander zwei mächtige Säulen. Die eine wird von einer Statue der Immaculata gekrönt, zu deren Füßen auf der Tafel die Inschrift steht ‚Auxilium christianorum‘ (Hilfe der Christen), auf der zweiten, viel höheren und mächtigeren Säule, sehen wir auf einem Schild die Worte ‚Salus credentium’ (Heil der Gläubigen). … Der Papst als Kommandant des Schiffes erkennt die Wut der Feinde und damit die Gefahr, in der sich seine Getreuen befinden. … Er versucht, mit aller Kraft sein Schiff zwischen die beiden Säulen zu lenken, an denen viele Anker und große Haken angebracht sind.“
                          Vision des hl. Don Bosco

                          „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit…“ Fast jeder von uns hat in seiner Jugend einmal dieses moderne geistliche Lied geschmettert. Wir wissen nicht, wie der hl. Don Bosco über den musikalischen Wert und die textliche Qualität geurteilt hätte, immerhin war er ein begeisterter und begeisternder Jugendseelsorger, der seine Kids nicht nur mit Bibelsprüchen, sondern auch mit Seiltanzen und Jonglieren zu begeistern wußte. Ein unkonventioneller Seelsorger, mit dessen Gedenktag wir den ersten Monat des Jahres beenden und in den Februar starten. Auch er hat die Kirche im Bild eines Schiffes gesehen, in seiner berühmten Vision aus dem Jahr 1862. Doch nicht Friede, Freude, Eierkuchen geben hier den Ton an, sondern ein brutaler Kampf. Das Schiff der Kirche, dessen Kommandant der Papst ist, wird von feindlichen Schiffen bedrängt und bekämpft. Zuflucht bietet nur der Ankergrund zwischen den beiden großen Säulen, die aus dem Meer aufragen. Schließlich wird der Papst von einer Kugel tödlich getroffen. Doch die Feinde jubeln zu früh – schon bald ist ein neuer Kommandeur gewählt worden, der das Schiff der Kirche sicher zwischen die beiden Säulen führt, wo kein Feind ihm mehr etwas anhaben kann. Stürmische See, ein Heer von Feinden außerhalb (und innerhalb?) des Schiffes der Kirche, das ordentlich durchgerüttelt wird – ein treffendes Bild auch für unsere Zeit. Was können wir tun? Wir können versuchen, den Kurs zu halten: in Richtung der beiden Säulen, der Imma-culata, dem Unbefleckten Herzen Mariens, das sich in Fatima in so wunderbarer Weise als unser Trost und Schutz geoffenbart hat und dem Heil der Gläubigen, dem Sakrament der Eucharistie, in der unser Herr Jesus Christus gegenwärtig ist in Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit dem Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung. Geborgen im Herzen Mariens und genährt mit der Speise des Altares werden wir alle Anfechtungen überstehen. Und vergessen wir nicht, für den Kommandanten zu beten. Er führt das Schiff der Kirche, er weist den rechten Kurs, er geht voran im Kampf gegen das Böse, das sich in allen Möglichen Formen in dieser Welt manifestiert. Verlieren wir nicht den Mut, sondern machen wir es wie der hl. Don Bosco, der uns seinen guten Rat mit auf den Weg gibt: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.

                          Sakrament

                            Die Kirche ist in dieser Welt das Sakrament des Heils, das Zeichen und Werkzeug der Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen.
                            Katechismus der Katholischen Kirche, 780.

                            Christus, der «zur Rechten des Vaters sitzt» und den Heiligen Geist in seinem Leib, der Kirche, ausbreitet, handelt jetzt durch die Sakramente, die er zur Mitteilung seiner Gnade eingesetzt hat.
                            Katechismus der Katholischen Kirche, 1084.

                            Wer verstehen will, was ein Sakrament ist, muss auf Jesus Christus schauen: Er ist Gottes „eingeborener Sohn“, in seiner göttlichen Person vereinen sich Gottheit und Menschheit. Deshalb ist sein sichtbares menschliches Handeln immer auch das unsichtbare Handeln Gottes. Wenn Jesus menschliche Worte spricht, verkündet er Gottes Weisung. Wenn der Herr mit seiner Hand einen Kranken berührt, wurde dieser geheilt durch die Allmacht Gottes. Und als der Mensch Jesus am Kreuz starb, schenkte der Sohn sich dem Vater hin. Deshalb nennen wir Christus den „Mittler“: Gott handelt durch den Menschen Jesus zum Heil aller Menschen – der Mensch kommt durch die Person Christi wieder in Beziehung zu Gott. Und nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt endet das Geheimnis der Menschwerdung nicht, Jesu Werk auf Erden setzt sich fort: durch die Kirche. Sie ist der geheimnisvolle Leib Christi, dessen Haupt der Herr selbst ist, wie es Paulus sagt; der „fortlebende Christus in der Zeit“ (J.A. Möh-ler). Und so hat auch die Kirche eine sichtbare Dimension (die Kirche auf Erden) und eine unsichtbare Wirklichkeit: der erhöhte Herr, der den Heiligen Geist sendet und in seiner Kirche gegenwärtig ist. Das lateinische Wort „sacramentum“ ist eine Übersetzung des griechischen „mysterion“, Geheimnis. Der Begriff Sakrament bedeutet also ursprünglich: das Geheimnis des Heils, später hat er auch die Bedeutung eines „sichtbaren Zeichens“ des Heils erhalten. Das erste sichtbare Zeichen des göttlichen Heilsmysteriums ist Jesus Christus selbst, dann können wir aber auch die Kirche als „Sakrament“ begreifen, denn auch sie ist das sichtbare, fassbare, konkrete Zeichen des unsichtbaren göttlichen Heils in dieser Welt. Und dann spendet die Kirche als „Grundsakrament“ jene sichtbaren Zeichen, in denen Gott heute an uns handelt und uns sein Heil schenkt – die sieben Sakramente. Sie sind ganz besondere Zeichen, die sich von allen anderen Zeichen der Welt unterscheiden, denn sie bewirken das, was sie bezeichnen. Wenn ein Verliebter seiner Angebeteten einen Rosenstrauß schenkt, ist das ein Zeichen seiner Liebe. Der Rosenstrauß aber bewirkt diese Liebe nicht, er symbolisiert sie. Die Sakramente der Kirche sind aber nicht nur Symbole, sie drücken keinen frommen Wunsch aus, in ihnen handelt Gott an uns auf eine Weise, die wir sehen und hören können. In den Sakramenten rückt Gott uns auf die Pelle, er kommt uns nahe, berührt und verwandelt uns. Drei Sakramente nehmen uns in die Kirche auf (Taufe, Firmung, Eucharistie), zwei Sakramente heiligen unseren Stand (Ehe und Weihe), zwei Sakramente versöhnen uns mit Gott und schenken sein Heil (Beichte und Krankensalbung). Und in jedem dieser Zeichen finden wir die beiden Dimensionen, die wir bereits in Christus gefunden haben: Ein sichtbares Zeichen, das vollzogen wird und eine unsichtbare Wirklichkeit, in der Gott an uns handelt. „Als «Kräfte », die vom stets lebendigen und lebenspendenden Leibe Christi ausgehen, und als Taten des Heiligen Geistes, der im Leib Christi, der Kirche, wirkt, sind die Sakramente die «Meisterwerke Gottes» im neuen und ewigen Bund.“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1116).

                            Rumpelstilzchen

                              Heute back ich, morgen brau ich,
                              übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
                              ach, wie gut, dass niemand weiß,
                              dass ich Rumpelstilzchen heiß!
                              Märchen der Brüder Grimm

                              Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
                              Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast
                              Joh 17,6a.11b

                              Da steckt die schöne Müllerstochter in Schwierigkeiten. Aus Stroh soll sie Gold spinnen können, mit diesem Vorzug hat der karrieretrunkene Vater sie dem König angedient, doch bevor diese arrangierte Ehe zustandekommt, will der König erst schwarz (bzw. golden) auf weiß sehen, ob seine Zukünftige tatsächlich den Stein der Weisen gefunden hat. In drei Nächsten soll sie jeweils eine Kammer voller Stroh zu Gold verarbeiten, und in ihrer Not (denn natürlich ist sie einfach nur eine Müllerstochter mit Ambitionen) erhält sie unerwartete Hilfe: Ein Männlein macht die Arbeit, gegen Bezahlung. Erst ist es der Halsschmuck, dann der Ring, schließlich das erstgeborene Kind. Nachdem der Deal steht und die Hochzeit gefeiert wurde, steht das Männlein neun Monate später wieder vor der Tür, um das versprochene Kind einzufordern. Undank ist der Welten Lohn, und das Männlein läßt sich doch tatsächlich von den Tränen der jungen Königin erweichen. Wenn sie binnen drei Tagen seinen Namen erraten kann, darf sie das Kindlein behalten. Das Männlein aber wird in seinem Heim – wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – beim Feuertanz belauscht, während es in unvorsichtiger Vorfreude seinen Namen singt. Und als die Müllerstochter ihn verrät, da reißt sich das Rumpelstilzchen vor Wut und Ärger selbst entzwei. Im Märchen wird der uralte Glaube an die Macht des Namens noch einmal präsent. In der Welt der Antike und des alten Orients war der Name eines Menschen oder eines Gottes mehr als eine bloße Information, die die Neugierde befriedigt. Wer den Namen kennt, ihn aussprechen und anrufen kann, hat eine gewisse Macht. Heute noch spüren wir diesen Zusammenhang, wenn ein Baby die Augen aufschlägt, uns anblickt und unseren Namen weiß und aussprechen kann. Da wird Beziehung und Gemeinschaft hergestellt. Wenn uns ein berühmter Promi auf der Straße zufällig begegnet und uns mit unserem Namen anspricht, sind wir erfreut und geschmeichelt. Wir werden erkannt! Wir sind nicht Teil der anonymen Masse, wir sind wichtig! So ist es auch mit dem Namen Gottes, der bereits im Alten Bund offenbart wurde. Jahwe – Ich bin, der ich bin. Auch der Name Gottes ist mehr als Information, er ist Programm, er stiftet Gemeinschaft und einen Bund zwischen Gott und seinem Volk. Dieser Bund wird auf eine neue Stufe gehoben, als Gott selbst das Programm seines Namens in der Menschwerdung vollendet. Jesus – Je-schua – heißt: Jahwe rettet. Wie kleine Kinder voller Liebe und unendlichem Vertrauen ihre Eltern anschauen und ansprechen, so dürfen auch wir mit und durch Jesus Christus den Namen Gottes anrufen. Er stiftet Gemeinschaft und Beziehung, wir leben als Kinder unseres himmlischen Vaters. Und das gilt auch umgekehrt: Gott blickt uns an, er kennt jeden von uns ganz persönlich, vor ihm sind wir kein Teil einer gesichtslosen Masse. Er ruft uns beim Namen, er hat ihn in seine Hand geschrieben: „Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, deine Mauern sind beständig vor mir.“ (Jes 49,16)

                              Priesterkleidung

                                Die Kleriker haben gemäß den von der Bischofskonferenz erlassenen Normen und den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten eine geziemende kirchliche Kleidung zu tragen. Kirchenrecht,
                                Can. 284

                                Nach dem Martinsumzug am 11. November klingelte an meiner Tür. Vor mir standen zwei kleine Jungs, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Sie haben ihr Lied gesungen und ich hatte ihnen gerade etwas in ihre Tüte gepackt und ihnen noch viel Freude gewünscht, da platzte es aus dem Jüngeren heraus: Sind Sie ein Pfarrer? Aber noch bevor ich antworten konnte, sagte der ältere von den beiden: Mensch, das siehste doch, der hat doch so nen Kragen. Und weltmännisch fügte er hinzu: Das kenne ich aus dem Fernsehen. Sieh mal einer an, dachte ich, die Sache mit der Priesterkleidung macht doch Sinn. Und ich erinnerte mich an die vielen Diskussionen, die ich früher über dieses Thema geführt habe. Als ich gerade frisch geweihter Diakon war und den Dienst in der Gemeinde wieder antrat, fragte mich mein Pfarrer ganz entgeistert: Willst Du jetzt immer so rumlaufen? Er war der Typ Priester, der gerne im offenen Hemd mit Lederweste unter die Leute geht. Was habe ich mir nicht alles anhören müssen: Du versteckst Dich hinter deinem Amt, du bist nicht authentisch, du spielst doch nur eine Rolle, willst du nicht mal du selbst sein? Meine Erfahrungen mit der Priesterkleidung sind ganz andere. Mal ganz abgesehen davon, daß das Kirchenrecht die Geistlichen zu geistlicher Kleidung verpflichtet, ist es doch überaus bequem, sich morgens nicht fragen zu müssen: Was soll ich heute tragen? Ganz egal, ob ein Kondolenzbesuch, Schulunterricht, ein Besuch im Kindergarten auf dem Programm steht, ob ich im Jugendkeller sitze oder bei einer Besprechung im Rathaus, ob ich beim Schützenverein bin oder beim Seniorentreff: Ich bin stets richtig und angemessen gekleidet und offenbare weder meinen modisch katastrophalen Geschmack, noch laufe ich wie ein Versicherungsvertreter herum. Und gleichzeitig ist diese bequeme Kleidung auch ein kleines, alltägliches Bekenntnis. Ich komme eben nicht nur als der Ulrich Filler, ich komme immer auch als der Priester, als derjenige, dessen Lebenssinn darin besteht, Jesus Christus gegenwärtig zu machen, im Wort, im Sakrament, im alltäglichen Handeln. Und auch, wenn ich hinter diesem großen Anspruch immer zurückbleibe – ich bin eben auch immer der Ulrich Filler mit seinen Macken, Launen, Schwächen und Fehlern – zu diesem Anspruch stehe ich und das kann auch jeder sehen. Meine Erfahrung mit der Priesterkleidung sind super. Angepöbelt worden bin ich deswegen höchst selten. Oft aber gab sie die Gelegenheit zu einem Gesprächseinstieg, zu einem Kennenlernen, zu einem Kontakt, der sonst nicht zustande gekommen wäre. Es ist gut, wenn die Kirche im Alltag der Menschen sichtbar wird – nicht nur durch Kirchtürme, sondern eben auch durch Menschen, die im Dienst der Kirche stehen. Ordensfrauen in wehenden Gewändern und Schleiern, Priester mit ihrem weißen Kragen, Franziskanerpater mit brauner Kutte oder die schwarz-weißen Dominikaner – sie gehören ins Weichbild unserer Städte und es ist ein großer Verlust, wenn man Geistliche nicht mehr an ihrer Kleidung erkennen und unterscheiden kann. Die Kirche muß sichtbar und präsent sein in unserer Gesellschaft. Die geistliche Kleidung ist ein kleiner Baustein, damit das geschehen kann. Aber gerade auch die Laien sind hier in die Pflicht genommen. Jeder von uns sollte sich jeden Tag die Frage stellen: was kann ich denn heute tun, um die Kirche sichtbar zu machen in meinem Alltag, in meiner Familie, meinem Beruf, meiner Freizeit? Welches kleine, alltägliche Bekenntnis wird von mir heute erwartet? Das Kreuzzeichen beim Essen im Restaurant, nicht Schweigen, wenn über Papst und Kirche gelästert wird – es gibt viele Möglichkeiten, unseren Glauben, unsere Kirche sichtbar zu machen. Das ist unsere Mission, unser Auftrag. Bitten wir den Herrn immer wieder um den nötigen Mut zu diesem kleinen, alltäglichen Bekenntnis.

                                Pfingsten

                                  Das Wochenfest sollst du für dich feiern mit den Erstlingsfrüchten von der Weizenernte.
                                  Ex 34, 22a

                                  Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
                                  Lk 2,1f.

                                  Am Pfingsttag (am Ende der sieben Osterwochen) vollendet sich das Pascha Christi in der Ausgießung des Heiligen Geistes. Dieser wird als göttliche Person offenbar, gegeben und mitgeteilt. Christus der Herr spendet den Geist in Überfülle.
                                  KKK 731

                                  Der große Kirchenlehrer Augustinus brachte die Einheit von Altem und Neuen Testament auf die griffige Formel: Das Neue Testament ist im Alten verhüllt, das Alte im Neuen enthüllt. Altes und Neues Testament gehören zusammen, erzählen die eine Heilsgeschichte, in der sich Gottes Plan in verschiedenen Stufen erfüllt. Dieser Zusammenhang wird auch bei den Festtagen des Alten Bundes sichtbar, die im Neuen Bund mit und durch Jesus Christus ihre Vollendung erfahren: Das Paschafest, das Gedenken an den Auszug aus Ägypten vollendet sich im Pascha Christi, der als neues und wahres Opferlamm stirbt und aufersteht und so den Tod besiegt. Und auch das Pfingstfest, das wir fünfzig Tage nach Ostern feiern (der griechische Ausdruck Pentekoste bedeutet: der 50. Tag), hat eine lange Geschichte im Alten Bund. Ursprünglich war das „Wochenfest“ mit dem Erntedank am Ende der Getreideernte verbunden und wurde auch „Fest der Ernte“ oder „Fest der Erstlinge“ genannt und sieben Wochen nach dem „Fest der ungesäuerten Brote“ gefeiert. Im Laufe der Jahrhunderte verband man mit dem Wochenfest auch das Gedenken den Bundesschluss am Sinai, wo Gott dem Mose die Zehn Gebote als Grundlage des Bundes überreichte. Vor dieser alttestamentlichen Folie können wir unser heutiges Pfingstfest in einem neuen Licht betrachten. Es ist nicht nur der Geburtstag der Kirche, die an diesem Tag in die Öffentlichkeit tritt, nicht nur die Vollendung und Krönung der Osterzeit, es ist das Stiftungsfest des Neuen Bundes. Am Sinai errichtete Mose einen Altar und zwölf Steinmale für die 12 Stämme Israels. Mit dem Blut geopferter junger Stiere besprengte Mose den Altar und verlas das Buch des Bundes. Das Volk antwortete: „Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun; und wir wollen es hören.“ (Ex 24,7) Dann besprengte Mose das Volk mit dem Blut des Bundes, den Jahwe mit dem Volk schließen will. Beim Letzten Abendmahl reicht Christus den Aposteln den Kelch mit Wein: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ (Lk 22,20) Durch die Sendung und Kraft des Heiligen Geistes hören und verstehen wir das Evangelium des neuen Bundes und können in jeder Messfeier das Opfer Christi feiern. Mit der Sendung des Heiligen Geistes vollendet sich der Neue Bund, der nicht nur die 12 Stämme Israels, sondern alle Menschen, alle Völker mit Gott verbinden will durch den einen Mittler Jesus Christus. Wir können Pfingsten so auch als neues Erntedankfest begreifen, aber wir danken nicht für die Früchte der Erde, sondern für die Gaben des Geistes, der uns zu Kindern Gottes macht, uns das neue Leben schenkt und die Gemeinschaft mit Gott: „Der Heilige Geist, den Christus, das Haupt, in seine Glieder strömen läßt, erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Diese ist das Sakrament der Gemeinschaft zwischen der heiligsten Dreifaltigkeit und den Menschen.“ (KKK 747)

                                  Nicht nett

                                    Gott ist nicht nett.
                                    Pfr. Ulrich Filler, Predigt am 13. Juni 2020

                                    Gott ist nicht nett. Wenn man die Bibel liest, kann man viele Eigenschaften Gottes entdecken. Gott ist allmächtig, Gott ist groß. Sein Zorn kann entbrennen und er straft. Gott ist voller Liebe und Barmherzigkeit, er verzehrt sich nach dem Menschen, eifersüchtig und leidenschaftlich. Gott ist heilig und erhaben, voller Milde und Freundlichkeit und Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Er ist alles Mögliche – aber Gott ist nicht nett. Diese Erfahrung macht das Volk Israel ganz am Anfang, als seine Geschichte mit diesem Gott Jahwe beginnt, beim Auszug aus Ägypten. Die berühmten Plagen – nicht nett. Der Tod der Erstgeburt bei Mensch und Vieh – nicht nett. Die ägyptische Streitmacht ertrinkt im Roten Meer – nicht nett. Moses steigt auf den Gottesberg, der für alle anderen strengstes Sperrgebiet ist (wer hinaufsteigt, muss sterben) – nicht nett. 40 Tage und Nächte wartet das Volk in der Wüste, ohne zu wissen, was los ist. Nicht nett. Da ist es sehr verständlich, sehr menschlich, sich ein nettes Bild von Gott zu machen. Ein goldenes Kalb, für das man seinen Schmuck – auf der Flucht zusammengerafft – geopfert, das letzte Hemd hergegeben hatte. Das war ja kein neuer, kein anderer Gott, kein Götze. Nein, alle, von Aaron bis zum letzten Hampel, hatten diese unbändige Sehnsucht nach einem Gott, den man sehen kann, dessen Gegenwart auch spürbar ist, an dem man sich erfreuen kann, bei dem man tanzen kann. Der ein bisschen netter ist. Doch als Mose dann herabkommt, kriegt er einen Tobsuchtsanfall, zerbricht die Tafeln mit den Geboten, vernichtet die Gottesfigur, mischt ihre Überreste mit Wasser, Staub und Asche und lässt das Volk dieses Gebräu trinken. Auch nicht nett. Es wird die ständige Versuchung Israels sein, die Unbegreiflichkeit und Ferne Gottes auszuhalten. Und bis heute besteht darin die Größe Israels. Zu wissen, dass er da ist, aber auch irgendwie doch nicht greifbar. Seine Gegenwart bleibt fremd, man fühlt sich alleingelassen. Als die Römer 70 n. Chr. den Tempel stürmen, um ihn dem Boden gleichzumachen, wollen sie vorher plündern. Die größten Schätze und Kostbarkeiten vermuten sie im Allerheiligsten, dem Raum, den der Hohepriester nur einmal im Jahr betreten darf, um den Namen Gottes laut auszusprechen, ganz alleine, ganz einsam; den Namen, der sonst niemals ausgesprochen wird. Doch als sie die Kammer betreten, ist sie ganz leer: Jahwe ist kein besonders netter Gott. Und auch wenn wir wissen, dass dieser Gott, der die Liebe ist und der in der ganzen Geschichte immer wieder auf den Menschen zugeht, dass dieser Gott Mensch geworden ist in Jesus Christus und dass diese Menschwerdung sich bis heute fortsetzt in der Kirche; auch wenn wir wissen, dass dieser Gott zu uns kommt unter der Gestalt eines Stückchen Brotes in der Kommunion, spüren auch wir immer wieder dieses Grundgefühl Israels: Gott ist nicht nett. Auch wir fühlen uns manchmal alleingelassen. Gott scheint uns nicht zu hören, er erfüllt unsere Bitten nicht. Auch wir sind immer versucht, Gott netter zu machen. Kleiner, handlicher, damit er besser in unser Leben passt. Ein netter Gott erfüllt unsere Wünsche und Bitten. Doch der einzige Weg, der des Glaubens, ist der Weg Jesu, der sagt: Dein Wille geschehe, im Himmel und auf Erden. Und bei dieser Aufgabe sind wir nicht allein. Wir verehren die Heiligen nicht deshalb, weil sie nie gezweifelt hätten. Sie sind heilig, weil sie die Unbegreiflichkeit des fremden, gar nicht netten Gottes ausgehalten haben. Glauben ist oft genug ein „Trotzdem!“ In ihrer Gemeinschaft, vor allem an der Hand Mariens, lernen wir unsere Lektion: Wir brauchen keinen netten Gott. Ein netter Gott ist zu klein. Und unsere Freiheit, unsere Würde, unsere Gottesebenbildlichkeit ist zu groß für einen netten Gott. Echte Liebe, die mich ernst nimmt, ist gewaltig, furchtbar, lebensverändernd. Meine Sehnsucht nach Erfüllung, höchstem Glück, endgültiger Ekstase, Vollendung in Ewigkeit kann keine Nettigkeiten gebrauchen. Gott ist mehr. Wir brauchen mehr. Nett ist für Weicheier, nicht für Heilige.

                                    Gottes Name

                                      Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht.
                                      Dtn 5, 11

                                      So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.
                                      Jes 43, 1

                                      Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters.
                                      Phil 2,9ff

                                      In der Welt des Alten Bundes steht der Name für die ganze Person. Der Name Gottes ist er selbst, sein Wesen. Den Namen zu nennen bedeutet: ihn gegenwärtig zu setzen, vor sein Angesicht zu treten. Den Namen kennen, heißt Macht ausüben können. Deshalb halten die Götter der Heiden ihren Namen geheim. Der Gott Israels aber offenbart seinen Namen: Jahwe – Ich bin der „Ich-bin-da“. Jahwe ist der, der ist. Das ist der Name, unter dem das Volk Israel ihn anrufen darf und bis heute beweist das Volk der Juden dem Gottesnamen den größten Respekt. Der Alte Bund wird im Neuen Bund erfüllt. Durch Taufe und Firmung gehören wir in der Kirche zu der Gemeinschaft derer, die den Namen des Herrn anrufen dürfen. Unsere Antwort auf unsere Berufung zum Glauben ist die Anrufung des Gottesnamens durch Jesus Christus, mit dem Namen, den der Vater zum Namen des Heils gemacht hat: Jesus, Jeschua heißt: Jahwe rettet! Und Christus heißt: Der Gesalbte, der vom Heiligen Geist erfüllte Messias, der Herr. Indem wir in der Gemeinschaft der Kirche auch heute den heiligen Namen Jesus anrufen, erfüllen wir die Verheißung Gottes, der im brennenden Dornbusch zu Mose sagte: „Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen.“ (Ex 3,15) Wenn ich dem Namen Gottes ganz vertraue, werde ich frei. Er kennt mich, hat meinen Namen in seine Hände gezeichnet (Jes 49, 16). Ich kenne seinen Namen, er ist für mich ansprechbar und sein Name ist Programm: Gott rettet. Wenn wir den Namen Gottes heiligen, sind wir frei zum Gebet und zur Anbetung. Beten wird dann ganz einfach – denn wir haben den Namen, den wir anrufen dürfen: Jesus – und mehr braucht es eigentlich nicht. So können wir mit der Kirche sprechen: „Gütiger Gott, wir verehren den Namen Jesu, deines Sohnes, und danken dir, daß du uns durch ihn gerettet hast. Laß uns schon in diesem Leben die Seligkeit verkosten, die aus diesem Namen kommt, und einst in deinem Vaterhaus die Fülle der Freude empfangen, die er uns verheißt.“ (Tagesgebet aus der Votivmesse vom heiligen Namen Jesus)

                                      Nächstenliebe

                                        Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.
                                        Mk 12,28-32

                                        Man kann den Mitmenschen nicht ehren, ohne Gott, seinen Schöpfer, zu preisen. Man kann Gott nicht anbeten, ohne die Menschen, seine Geschöpfe, zu lieben.
                                        Katechismus der Katholischen Kirche, 2069

                                        Hundescheiße. Da setzt es bei mir aus. Jeder hat so ein Ding, das er gar nicht ertragen kann, das gar nicht geht. Bei mir ist es Hundescheiße. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Hunde, habe sogar mal kurz überlegt, mir selbst einen anzuschaffen. Aber was mich wirklich aufregt, ist die Hundescheiße vor meiner Haustüre. Kleine Tretminen, die nur darauf warten, dass irgendein unachtsamer Passant hineinläuft und alles schön verteilt, am besten noch einer meiner Besucher. Ist es zuviel verlangt, dass Herrchen oder Frauchen beim Gassigehen diese kleinen Hundekotbeutel mitnehmen und die Hinterlassenschaft ihres Vierbeiners aufsammeln und im nächsten Papierkorb entsorgen? Ich denke nicht! Und ich kann mich maßlos über diese Rücksichtslosigkeit aufregen, die normalerweise völlig harmlose und überaus nette Zeitgenossen wie mich alle vierzehn Tage in Rage bringt. Am Anfang habe ich getobt, geschimpft, sogar mal ein Plakat angebracht, das diesen Mißstand scharf anprangerte. Half alles nichts. Bis meine Haushälterin zu mir sagte: „Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. Ist wahrscheinlich eine ältere Dame, die ihren kleinen Hund ausführt. Die sieht das sicher gar nicht mehr.“ Da hat es bei mir Klick gemacht, und jetzt rege ich mich nicht mehr auf. Ich kann die rücksichtslosen oder vergeßlichen oder schlecht sehenden Menschen nicht ändern, aber ich kann ändern, wie ich auf sie reagiere. Jetzt seufze ich nur noch leicht und hole ein Beutelchen, um meinen Bürgersteig wieder zu einem gefahrlos zu betretenden öffentlichen Ort zu machen. Ist das schon Nächstenliebe? Vielleicht nicht die der ganz großen Heiligen. Aber Nächstenliebe fängt doch bei den kleinen Dingen an. Nicht Schimpfen und Fluchen, sondern ohne Trara den Dreck anderer wegmachen. Aufhören, die Türe zu schlagen. Der Nervensäge geduldig und freundlich begegnen. Sich seinen Verwandten nicht zu entziehen (Jes 58,7). Im Auto im Dauerstau für die anderen Verkehrsteilnehmer den Rosenkranz beten, anstatt über die maroden Kölner Autobahnbrücken zu schimpfen. Die österliche Bußzeit neigt sich nun bald ihrem Ende entgegen – eine Chance für uns, noch einmal richtig Gas zu geben. Nächstenliebe fängt bei den Kleinigkeiten an. Und wenn ich in kleinen Dingen meinem Nächsten freundlich, gütig und liebevoll begegne, kostet es micht nicht viel. Aber auf Dauer werde ich selber freundlicher, liebevoller, gütiger, barmherziger und demütiger und auf diese Weise gelingt es mir auch besser, mich selber zu lieben. Das vergessen wir gerne, aber es ist schließlich der Maßstab meiner Nächstenliebe. Und: Alle Gebote hängen zusammen und verweisen aufeinander. Mein Gebet, meine Anbetung setzt sich in meiner Nächstenliebe fort. Und wenn ich dem anderen freundlich begegne, lobe ich zugleich seinen Schöpfer, dessen Ebenbild er ist. Fangen wir einfach mit den kleinen Dingen an. Ich hole schon mal mein Beutelchen.

                                        Mutter der schönen Liebe

                                          Mutter der schönen Liebe, bitte für uns.
                                          Lauretanische Litanei

                                          Jagt der Liebe nach!
                                          (1 Kor 14,1)

                                          Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin offenbarte sich die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet.
                                          1 Joh 4,7-12

                                          In der Lauretanischen Litanei rufen wir Maria an als die „Mutter der schönen Liebe“. Was für ein auf den ersten Blick merkwürdiger Ausdruck: Mutter der schönen Liebe. Was soll das bedeuten? Gibt es denn eine hässliche Liebe? Im ersten Johannesbrief wird bekannt: „Gott ist die Liebe“ (4,16b). Wenn wir einander Liebe schenken, dann können wir das nur deshalb tun, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Gott ist die Liebe und er ist die Quelle der vollkommenen, der reinen, starken, wunderbaren, der schönen Liebe, der Liebe die alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, allem standhält, die niemals aufhört. (1 Kor 13,7) Diese göttliche Liebe ist langmütig und gütig, sie ereifert sich nicht und prahlt nicht und bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich an der Wahrheit und nicht über das Unrecht (1 Kor 13,4ff.). Mit diesen poetischen Versen besingt Paulus die schöne, die göttliche Liebe, die uns geschenkt wird.
                                          Vergleichen wir damit die Liebe in unserem Leben. Wir müssen feststellen: unsere Liebe ist oft nicht so vollkommen. Sie erträgt nicht alles, sondern gibt manchmal auf. Sie ist durchmischt mit Unglauben, mit Hoffnungslosigkeit und manchmal endet sie. Unsere Liebe kann ungeduldig sein und herrschsüchtig, sie kann eitel und von Eifersucht durchsetzt sein. Unsere Liebe kann das Böse nachtragen und den eigenen Vorteil suchen. Es ist unsere nicht endend wollende Aufgabe, immer wieder das Geschenk der göttlichen Liebe zu erbitten, auf dass sie unser Herz und unser Leben immer mehr erfülle, so wie es bei Maria, der Mutter des Herrn, vom ersten Augenblick ihres irdischen Daseins an der Fall war. Maria kann die Mutter der schönen Liebe sein, weil sie selbst ein Mensch der schönen Liebe ist. Nichts Verdrehtes, nichts Unvollkommenes, nichts Pervertiertes oder Hässliches ist in ihr. Ihr Herz ist erfüllt von der schönen, der göttlichen Liebe und deshalb dürfen wir Zuflucht suchen mit unserem Leben, mit unseren Unvollkommenheiten, mit unserer Schuld in diesem Unbefleckten Herzen Mariens. Maria ist aber auch buchstäblich die Mutter der schönen Liebe, weil sie im Stall von Betlehem den Messias zur Welt gebracht hat. Wenn Gott die Liebe ist, dann gilt das auch von der zweiten göttlichen Person, vom Logos, der Mensch geworden ist in Jesus Christus. Er ist die schöne Liebe, die dauerhaft in unserer Welt Fuß gefasst hat, die den unendlichen Graben überbrückt, den die Ursünde zwischen Gott und Mensch aufgerissen hat. Er ist die schöne Liebe, die Mensch geworden ist, die sich selbst verschenkt, damit wir sie in unser Leben hineinlassen und weiterschenken.

                                          Menschensohn

                                            Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.
                                            Dan 7,13f.

                                            Sie sagten zu ihm: Wenn du der Christus bist, dann sag es uns! Er antwortete ihnen: Wenn ich es euch sage, glaubt ihr mir ja doch nicht; und wenn ich euch etwas frage, antwortet ihr nicht. Von nun an wird der Menschensohn zur Rechten der Macht Gottes sitzen.
                                            Lk 22,67ff.

                                            Wenn das Alte Testament vom „Menschensohn“ spricht, dann ist das einfach ein anderer Ausdruck für Mensch oder Menschenkind, Ezechiel verwendet ihn oft im Sinne des schwachen, ohnmächtigen, hinfälligen Menschen. Ganz anders hingegen im Buch Daniel, Kapitel 7: Der Prophet sieht in einer Vision verschiedene phantastische Tiere, die vielleicht die Macht Babylons symbolisieren oder als Hinweise auf große Weltreiche verstanden werden können. Die einzelnen Bilder sprechen von Macht, Grausamkeit, Krieg und Leid. Die Reiche vergehen, bis das Schrecklichste von ihnen an die Macht kommt. Aber die Reiche dieser Welt haben keinen Bestand, auf wie viel Macht, Reichtum und Grausamkeit sie auch begründet sein mögen. Denn es wird Gericht gehalten, der „Hochbetagte“, Gott selbst erscheint in all seiner Herrlichkeit auf seinem Thron, umgeben von der unzählbaren Schar der Engel. Licht und Feuer begleiten die Erscheinung Gottes. Das Gericht spricht sein Urteil, das letzte Tier wird vernichtet, Gott triumphiert. Nun tritt ein einzelner Mensch auf, der die Königsherrschaft Gottes repräsentieren und als irdischer Sachwalter Gottes fungieren soll. Der Menschensohn ist ein Symbol für das Reich der Heiligen, das das Reich des Bösen überwindet – und zugleich ist er der König dieses Reiches. Das Volk Israel hat die Erfahrung gemacht, dass das irdische Königtum versagt hat: das Reich Davids ist unter dem Ansturm der Eroberer zusammengebrochen, große Teile des Volkes sind im Exil. Aber die Hoffnung lebt weiter, dass Jahwe ein neues Reich errichten und dass er einen Messias schicken wird, um dieses Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzurichten. Vor diesem Hintergrund übernimmt Jesus den Begriff Menschensohn aus dem Buch Daniel und verwendet ihn für sich selbst – „Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“ (Mk 2,28) Gleichzeitig muss Jesus die Vorstellungen seiner Jünger korrigieren. Gottes Plan sieht keinen politischen Umsturz, keine Revolution, keine glorreiche Machtübernahme vor. Vielmehr gilt: „Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“ (Mk 8,31) Diese Aussicht ist für die Jünger erschreckend, ja schockierend. Erst nach und nach verstehen sie dieses Geheimnis, vollends erst im Licht der Auferstehung. Auch wir machen uns viele falsche Vorstellungen von dem, was Gott machen und tun könnte. Warum läßt er so viel Leid und Grausamkeit zu? Warum darf sich das Reich des Bösen ausbreiten in dieser Welt? Warum ist mein Schicksal so schwer und traurig? Wir erhalten keine andere Antwort als damals die Jünger. Wir können das Böse nur überwinden, wenn wir bereit sind, dem Menschensohn zu folgen, das Kreuz zu tragen und mit ihm zu sterben. Mögen die Tage der österlichen Bußzeit von neuem in uns die Bereitschaft wecken, den Weg des Menschensohns zu gehen um mit und durch ihn Leid und Tod zu überwinden.

                                            Mensch und Frau

                                              Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodaß er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
                                              Gen 2, 21f.

                                              Der Mann und die Frau sind „füreinander“ geschaffen, nicht als ob Gott sie je nur zu einem halben, unvollständigen Menschen gemacht hätte. Vielmehr hat er sie zu einer personalen Gemeinschaft geschaffen, in der die beiden Personen füreinander eine „Hilfe“ sein können, weil sie einerseits als Personen gleich sind … und andererseits in ihrem Mannsein und Frausein einander ergänzen.
                                              Katechismus der Katholischen Kirche, 372.

                                              Im zweiten Schöpfungsbericht der Genesis geht es um den Menschen. Er ist die Krone der Schöpfung Gottes, nicht als Vollendung des Schöpfungswerks, sondern als Mittelpunkt, um den herum sich die ganze Schöpfung ausbildet. Und gleichzeitig scheint bereits hier die große Würde und Berufung des Menschen auf: Er ist berufen, die Schöpfung Gottes mitzugestalten, er soll an der Schöpfung teilhaben, ein Partner Gottes sein. Die Schöpfung ist nicht etwas Fertiges, was dem Menschen vorgesetzt wird; sie ist ein Prozeß, etwas, das sich immer weiter entwickelt und der Mensch selbst ist berufen, dabei Hand anzulegen und ein echter Mitarbeiter Gottes zu werden. Im Bericht von der Erschaffung der Frau wird uns ein wunderbares, poetisches Bild geschenkt, das uns ein großes Geheimnis erschließen will. Wir brauchen dieses Bild nicht wörtlich zu verstehen. Wenn hier von einem „tiefen Schlaf“ die Rede ist, so bedeutet dies das große Geheimnis des wunderbaren Wirken Gottes, das dem Menschen verschlossen bleibt. Indem die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen wird, ist sie seine vollkommene Entsprechung. Und Adam, der Mensch, nimmt seine Gefährtin voller Freude in Empfang. Man hat diese Worte sein „Brautlied“ genannt. Nun ist er glücklich, mit seinem ganzen Wesen sagt er „Ja“ zu seiner Frau: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie genommen.“ Nachdem der Mensch allen Tieren einen Namen gegeben hat, benennt er nun auch seine Gefährtin: Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie genommen. Dieses Wortspiel erschließt sich nur aus dem Hebräischen: Mann heißt ´isch und Frau heißt ´ischschā – ´ischschā soll sie heißen, denn vom ´isch ist sie genommen. Auch im Englischen wird dieser Zusammenhang angedeutet: „man“ – „woman“. Hier wird deutlich: Die Zuordnung von Mann und Frau gründet im Willen des Schöpfers. Und gleichzeitig wird klar: Erst in der Begegnung mit der Frau erkennt sich der Mensch, der Adam, als Mann! Erst durch die Erschaffung der Frau wird er richtig Mann. Erst in der gegenseitigen Begegnung finden sich die Geschlechter selbst. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen – als Personen sind sie vollkommen gleich, als Mann und Frau wird ihnen eine unverlierbare Würde zuteil, als Frau und Mann verkörpern das Bild Gottes und spiegeln die Weisheit und Güte des Schöpfers wieder. Gott hingegen ist reiner Geist, weder Mann noch Frau. Die aufeinander bezogenen, menschlichen Geschlechter spiegeln hingegen die unendliche Vollkommenheit Gottes wider: „die Züge einer Mutter und diejenigen eines Vaters und Gatten“ (KKK 370). So spricht Gott etwa im Buch Hosea: „Ich war es, der Efraim gehen lehrte, der sie nahm auf seine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie, mit Banden der Liebe. Ich war da für sie wie die, die den Säugling an ihre Wangen haben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.“ (Hos 11, 3f.)

                                              Mein ganzes Herz

                                                Dein ist mein ganzes Herz!
                                                Wo du nicht bist, kann ich nicht sein.
                                                So, wie die Blume welkt,
                                                wenn sie nicht küsst der Sonnenschein!
                                                Dein ist mein schönstes Lied,
                                                weil es allein aus der Liebe erblüht.
                                                Sag mir noch einmal, mein einzig Lieb,
                                                oh sag noch einmal mir:
                                                Ich hab‘ dich lieb!
                                                Arie aus der Operette „Das Land des Lächelns“ von Fritz Löhner-Beda und Ludwig Herzer, Musik: Franz Lehár

                                                Die berühmte Arie „Dein ist mein ganzes Herz“ wurde dem Tenor Richard Tauber gewidmet, er sang sie zur Uraufführung und machte sie später ungeheuer populär, sie galt als „Weltschlager“. Eine Liebeserklärung mit großen Emotionen, Pathos pur, Kitsch as Kitsch can. Mancher denkt vielleicht: Das ist mir zu viel Gefühlssoße, das ist zu schmalzig, das entspricht so gar nicht meinem Denken und Fühlen. Das liturgische Pendant zu dieser Arie ist die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariens in der katholischen Kirche. Oder auch das bekannte Bild des Barmherzigen Jesus, der mit seinem verträumten Augenaufschlag und seinem süßlichen Lächeln manche nüchternen Christen genauso abschreckt wie eine Jesus- Statue aus dem 19. Jahrhundert, die in der ausgestreckten Hand ein mit Flammen bekröntes Herz zur Verehrung darreicht. Natürlich verstehen wir, dass jede Zeit ihre eigenen religiösen, künstlerischen und manchmal kitschigen Ausdrucksformen entwickelt und natürlich können und müssen wir den bleibenden Gehalt solcher Bilder festhalten: Das Herz ist ein biblisches Symbol, das für den ganzen Menschen steht, für seine ganze Person und sein ganzes Leben. Und wenn wir das „Unbefleckte Herz Mariens“ verehren, dann bedeutet das, auf die Person der Gottesmutter zuzugehen, die offen für das Wort und Wirken Gottes war. In ihr sehen wir einen Menschen, der ganz und buchstäblich von Gott erfüllt war, der aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht hat, sondern es mit Christus, dem lebendigen Gotteswort, füllen ließ. Die Verehrung dieses Herzens, das zum Zeichen der Gottesherrschaft im Menschen wurde, hilft uns dabei, selber zu solchen empfangenden Menschen zu werden, die bereit sind, sich von Gott berühren und beschenken zu lassen und die möchten, dass der Egoismus und die Lieblosigkeit immer mehr aus ihrem Leben verschwinden. Die sich um eine Haltung der Selbstlosigkeit und Hingabe bemühen, die im Nächsten Christus erkennen und ihm dienen. Und es ist richtig: Um eine solche Glaubenshaltung zu entwickeln, die sich aus dem Wort des lebendigen Gottes nährt und im Evangelium wurzelt, brauche ich keine kitschigen Bilder und süßlichen Jesus-Darstellungen. Ich kann andere, zeitgenössische, eigene – meine – Bilder finden, die Ausdruck meines Glaubens sind und mich anrühren und dem Himmel ein Stück näher bringen. Auf der anderen Seite aber machen wir auch die Erfahrung, dass manchmal etwas Pathos, etwas Gefühlsüberschwang, eine wegwerfend-großartige Geste, ein sich-Verschenken-wollen unserem Alltagsleben gut tut. Jeder hört gerne einmal von einem anderen Menschen den ehrlich gemeinten Satz: Ich lege dir mein Herz zu Füßen. Jeder möchte einmal erleben, dass ein anderer sich vorbehaltlos hingibt, sich ganz verschenkt und alles auf eine Karte setzt. Das darf dann ruhig mit etwas Glitzer und Glitter verziert werden, nicht an jedem Tag, aber vielleicht in einer besonderen Stunde. Und wenn wir auf den Gott schauen, der wirklich Mensch geworden ist, dann dürfen wir seine Liebe, seine Hingabe, seine Barmherzigkeit, die auch den letzten und größten Sünder einholt und nicht verloren gibt, auch ab und an mit etwas Bling-Bling feiern. Und hören, wie Gott zu uns spricht: Dein ist mein ganzes Herz! Wo du nicht bist, kann ich nicht sein.

                                                Lohn

                                                  Wenn ihr davon das Beste abliefert, wird es den Leviten angerechnet wie der Ertrag von Tenne und Kelter. Diesen dürft ihr überall essen, ihr und eure Familien, denn Lohn ist es für euch, Entgelt für euren Dienst am Offenbarungszelt.
                                                  Num 18, 31

                                                  Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt wegnimmt, und Blut vergießt, wer einem Lohnarbeiter den Lohn raubt.
                                                  Sir 34, 26f.

                                                  Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert.
                                                  Lk 10, 7

                                                  Auch wenn der Herr uns auffordert, „Schätze im Himmel“ zu sammeln, wo Motte, Wurm und Diebe ihnen nichts anhaben können (Mt 6,19f.), wir Christen also nicht auf Erden sind, um Reichtümer anzuhäufen, fällt die Heilige Schrift doch ein entschiedenes Urteil über den gerechten Lohn. Die biblischen Vorstellungen aufgreifend entwickelt die Kirche in den Diskussionen über die „Soziale Frage“ des 19. Jahrhunderts eine eigene Soziallehre, den Auftakt macht Leo XIII. mit der Enzyklika „Rerum novar-um“. Sie ist eine Antwort auf die Problemlage, die durch Industrialisierung, Massenelend und den ungezügelten Kapitalismus des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Liberalismus und Kapitalismus forderten das Recht auf Eigentum ohne weitere Verpflichtungen, Kommunisten und Sozialisten beharrten auf dem Standpunkt, dass der Staat Träger allen Eigentums, persönliches Eigentum also Diebstahl oder Mißbrauch ist. Leo XIII. zeigte einen dritten, den solidarischen Weg: das Recht auf Eigentum des Einzelnen verbindet sich hier mit den sich aus dem Eigentum ergebenden Pflichten Gott und der Gesellschaft gegenüber. Die zentrale Frage aber ist die nach dem gerechten Lohn – und die Antwort, die die Kirche gibt, hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Bereits Leo XIII. fordert den „Lebenslohn“, der so hoch sein muss, dass der Arbeiter sich selbst und seine Familie erhalten kann. In der Enzyklika „Quadragesimo anno“ knüpft Pius XI. an diesen Gedanken an und stellt drei Kriterien für die Findung eines gerechten Lohnes auf: Der Lohn muss so hoch sein, dass der Lebensbedarf des Arbeiters und seiner Familie gedeckt wird; die Lebensfähigkeit des Unternehmens darf nicht durch übertriebene Löhne gefährdet werden. Und schließlich ist das Gemeinwohl, das „bonum commune“, in Betracht zu ziehen. Positiv wird es gestärkt, wenn ein ausreichend hoher Lohn dem Arbeitnehmer die Möglichkeit gibt, etwas anzusparen und „allmählich zu bescheidenem Wohlstand“ zu gelangen; negativ wird es durch Arbeitslosigkeit belastet, die „sowohl durch eine zu stark gedrückte als eine übersteigerte Lohnhöhe“ verursacht wird. (QA 74.) Und bis heute gilt: „Der Arbeitslohn, der nicht als einfache Ware verstanden werden kann, muss es dem Arbeiter und seiner Familie ermöglichen, zu einem wahrhaft menschlichen Lebensniveau im materiellen, sozialen, kulturellen und geistigen Bereich Zugang zu erhalten. Es ist die Würde der Person, die das Kriterium zur Beurteilung der Arbeit bildet, und nicht umgekehrt. Wie immer die Arbeit geartet ist, der Arbeiter muss sie als Ausdruck seiner Persönlichkeit leben können. Von daher ergibt sich die Forderung nach einer Mitbeteiligung, die – weit über eine Teilnahme an den Früchten der Arbeit hinaus – auf der Ebene der Planung, der Initiativen und der Verantwortlichkeiten eine wirklich gemeinschaftliche Dimension einbringen sollte.“ („Libertatis conscientia“, Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über die christliche Freiheit und die Befreiung (1986), 86.)

                                                  Leuchten wie die Sonne

                                                    Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten.
                                                    Mt 13,37-39.43

                                                     

                                                    Das Leben ist größer. Unsere Welt ist größer. Wir hören nicht alle Töne, die existieren. Wir nehmen mit unseren Sinnen nicht alle Dimensionen wahr, die existieren. Wenn wir zum gestirnten Himmel blicken, sehen wir nur einen kleinen Ausschnitt des ganzen Weltalls. In jedem Wassertropfen erwartet uns eine ganze Welt, die wir nur mit dem Mikroskop entdecken können. Was von der Natur, von der Physik gilt, das gilt auch von unserem Glauben an Gott, den Schöpfer von allem. Unsere Einsicht, unser Verstand, unser Vorstellungsvermögen ist begrenzt. Wir nehmen immer nur einen kleinen Teil wahr, die großen Zusammenhänge überschauen wir nicht. Gott ist unendlich größer, vollkommener, schöner, perfekter, gewaltiger und heiliger, als wir denken können. Deshalb spricht Jesus immer in Gleichnissen, in Sprachbildern, die mehr sagen als tausend Worte, die ein Schlüssel zum Geheimnis Gottes sind: Sie bringen in uns eine Saite zum Klingen und lassen eine Wirklichkeit aufscheinen, wie es theologische Definitionen und Lehrsätze nicht vermögen. Im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, das Jesus selbst auslegt (Mt 13,24-43), schafft er einen Zugang zum Geheimnis des Vaters, dessen Liebe und Barmherzigkeit sich in seiner Geduld und Langmut zeigt. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Die Rede vom Gericht ist keine Drohung (niemand wird entkommen!), sondern eine Verheißung (keiner wird vergessen!), eine liebevolle Warnung: Gott nimmt unser Leben ernst. Es ist nicht gleichgültig, ob wir sinnlos wie Unkraut wuchern, oder gute Frucht bringen. Ja, und es ist ein Geheimnis, dass Gott das Böse in dieser Welt und in unserem Leben zulässt. Gleichzeitig und im Licht des ganzen Evangeliums ist diese Rede über den Vater verbunden mit der Aufforderung an uns, das Böse zu besiegen und nicht tatenlos die Hände in den Schoß zu legen, wenn das Unkraut der Ungerechtigkeit und Unterdrückung, der Armut und Verzweiflung, der Krankheit und Schuld Überhand zu nehmen droht. Jesus ermutigt uns, mit ihm und durch ihn das Gute zu tun und die Liebe zu leben, so gut wir es vermögen. Und dann geschieht etwas mit uns. Denn was von der Größe und Komplexität der Welt und des Kosmos gilt, hat auch Gültigkeit für unser Leben. Es ist größer, komplizierter, vielfältiger, bunter. Auf die Frage, ob wir Kinder des Reiches Gottes oder Kinder des Bösen sind, gibt es keine einfache Antwort. Auch in unserem Lebeen wuchert das Unkraut des Bösen neben der guten Frucht. Aber wir sind berufen, am Ende im Reich des Vaters wie die Sonne zu leuchten. Gottes Licht wird uns erfüllen, und so wie die Sonnenstrahlen ein buntes Glasfenster zum Leuchten bringen, wird auch unser Leben für alle sichtbar, von Gottes Licht erhellt werden. Unsere Gedanken, Worte und Werke werden weithin sichtbar sein und strahlen wie die Sonne. Wird dann ein buntes, wunderbares Farbenspiel der Liebe, Hingabe und Barmherzigkeit zu sehen sein? Oder bringt Gottes Licht auch blinde Flecken und dunkle Schatten an den Tag? Noch ist es Zeit! Noch ist die Gelegenheit, mit Christus, Maria und allen Heiligen das eigene Leben zu sortieren, das Unkraut zu bündeln und die gute Frucht wachsen zu lassen. Gottes geduldige Barmherzigkeit ist unsere Chance. Nutzen wir sie!

                                                    Kumpan

                                                      Gute Freunde sind ein Geschenk Gottes. Wahre Freunde schätzen einander hoch und halten sich die Treue in Freud und Leid; sie beten füreinander und helfen einander. Christus ist unser Bruder und Freund geworden und hat uns bis in den Tod geliebt. Dadurch zeigt er uns, wie wir unsere Geschwister und Freunde lieben sollen.
                                                      Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands (1955), Nr. 109.

                                                      Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele, mein Mund lobt dich mit jubelnden Lippen.
                                                      Ps 63,6

                                                      Welch ein Geschenk ist ein guter Freund! Einer, der mit dir durch dick und dünn geht, auf den wirklich Verlass ist. Einer, der hilft, ohne groß zu fragen, der da ist, wenn er gebraucht wird. Der für dich einsteht, wenn Not am Mann ist. Eben ein Freund, ein guter Kumpel, ein Kumpan. Wir alle haben einen solchen Freund in Jesus Christus, auch wenn wir die respektlose Bezeichnung Kumpel oder das auch negativ konnotierte Kumpan nicht gern für den Herrn verwenden möchten. Dennoch scheint in diesen Begriffen eine tiefe Wahrheit auf, stecken doch in diesen Begriffen aus dem späten Vulgärlateinisch die Worte con und panis. Der Kumpan ist eigentlich der Brotgenosse, der mich einlädt an seinen Tisch, mit dem ich das Brot teile. Und ein Kumpel, ein Freund in diesem Sinne, ist Jesus ja nun wirklich. Dabei stelle ich mir seinen Tisch nicht als hochelegante Tafel vor, mit steifleinernen Tischtüchern und Servietten, Batterien unterschiedlicher Gläser und gekühltem Salatbesteck. Der Tisch des Herrn ist ein eher ein alter Eichentisch, der blankgescheuert und abgenutzt in der Küche steht. Ich darf mich auf meinen Platz fallen lassen, meine Ellebogen aufstützen und behaglich und vernehmlich meine Suppe schlürfen. Aber es ist mein Platz, der auf mich wartet, wenn ich aus der anstregenden Welt mit ihrem Ärger und Streit und ihren Widerwärtigkeiten eintrete. Mein Platz, an dem ich willkommen bin, so, wie ich bin. Ich brauche keinen Frack und keine Abendgarderobe, um mich setzen zu dürfen. Na gut, Händewaschen wäre angebracht. Und dann ist mein Freund Jesus gleichzeitig auch die Speise, die gereicht wird. Kein Luxushäppchen, keine ausgefeilte Delikatesse, kein Amouse-Gueule, kein Gruß aus der Küche. Nein, Jesus selbst ist Schwarzbrot, feste, kräftige Nahrung, die lebenswichtig ist, Fett und Mark, die die Seele satt machen, die mich stark machen für die „Schwerstarbeit meines Lebens“ (Erich Zenger). Eine solche Speise ist der Herr, solch eine Nahrung hat er angekündigt, damals, in der Synagoge von Kafarnaum „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt..“ (Joh 6,48-51) So darf ich sonntäglich, ja auch werktäglich meinen Platz am Tisch des Herrn einnehmen und die Speise genießen, die mein Freund Jesus selbst ist. Und wie es früher die Kinder im Religionsunterricht auswendig gelernt haben, ist es heute noch: Jesus schätzt mich hoch, er hält mir die Treue und Freud und Leid. Er betet für mich und hilft mir. Aber Freundschaft ist gegenseitig. Auch mein Kumpel ist auf meine Hilfe angewiesen. Und gestärkt mit seiner Speise kann ich ich mit anpacken. Denn: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“ (Gebet aus dem 14. Jahrhundert)

                                                      Kreuz

                                                        Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
                                                        Phil 2, 8

                                                        Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen.
                                                        Mt 24, 30

                                                        Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.
                                                        Lk 14, 27

                                                        Im Römischen Reich war man nicht zimperlich: Entlaufene Sklaven oder Verbrecher wurden zum Tode verurteilt und gekreuzigt, d. h. an einen aufrechten Pfahl mit oder ohne Querbalken genagelt oder angebunden und so möglichst lange zu Tode gequält. Auch Christus ist auf diese schmachvolle Weise gestorben und so wurde das Kreuz zum Sinnbild des Leidens Christi, der den Willen des Vaters ganz erfüllt, sich hingibt und erniedrigt, um die Menschen vom ewigen Tod zu befreien. Was nach menschlichen Maßstäben wahnsinnig und falsch erscheint, führt im geheimnisvollen Heilsplan Gottes zum Leben: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“ (1 Kor 1, 18) Das Kreuz als „Zeichen des Menschensohns“ (Mt 24, 30) ist aber auch das Zeichen seines Sieges, seiner Macht und Herrlichkeit. Der Sieg des Herrn wird bereits in der Geschichte Israels im Alten Bund angekündigt und vorausgedeutet: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ (Joh 3, 14f.) Und so kann die Kirche dankbar und jubelnd ausrufen: „Denn du hast das Heil der Welt auf das Holz des Kreuzes gegründet. Vom Baum des Paradieses kam der Tod, vom Baum des Kreuzes erstand das Leben. Der Feind, der am Holz gesiegt hat, wurde auch am Holz besiegt durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (Präfation am Fest Kreuzerhöhung) Die vier Enden des Kreuzes weisen symbolisch auf die Universalität des Heiles hin, das Himmel und Erde, Juden und Heiden verbindet. Im Kreuzzeichen schließlich finden wir einen täglichen, kostbaren Schatz, ein Segensgestus, der uns mit Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung verbindet. Der Brauch, einander ein kleines Kreuz auf die Stirn zu zeichnen, hat vermutlich uralte Wurzeln. Ursprünglich war es ein Tau, der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets, der den Gottesnamen Jahwe symbolisiert. Es ist das Siegel, welches den Knechten Gottes auf die Stirn gedrückt wird (Offb 7, 3), ein Zeichen der Rettung und des Heils, ein Zeichen der Erlösung. Ist es nicht ein schöner Gedanke, in dem Segenszeichen des Kreuzes, das auf unsere Stirn gezeichnet wird, den rettenden Gottesnamen Jahwe „Ich bin, der ich bin“ zu erkennen und mit Paulus auszurufen: „Ich trage die Leidenszeichen Jesu an meinem Leib!“ (Gal 6, 17)?

                                                        Im Dienst des Herrn

                                                          Damals sonderte der HERR den Stamm Levi aus, damit er die Lade des Bundes des HERRN trage, vor dem HERRN stehe, vor ihm Dienst tue und in seinem Namen den Segen spreche. So geschieht es noch heute. Deshalb erhielt Levi nicht wie seine Brüder Landanteil und Erbbesitz. Der HERR ist sein Erbbesitz, wie es der HERR, dein Gott, ihm zugesagt hat.
                                                          Dtn 10, 8-9

                                                          Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Du, Herr, kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen!
                                                          Apg 1, 23-25a

                                                          Als die zwölf Stämme Israels sich auf den Weg machen, um in das verheißene, Gelobte Land zu ziehen, wurde einer dieser Stämme, Levi, mit einer besonderen Aufgabe betraut: Dieser Stamm sollte nicht einen Teil des Landes besiedeln, sondern ganz und gar für den Gottesdienst da sein, die Bundeslade tragen, den Segen sprechen. Diese Form der Aussonderung gibt es in jeder Art des Gottesglaubens: Man trennt den Bereich Gottes, den heiligen, sakralen Bereich von dem Bereich der Menschen, dem weltlichen, profanen. (Profan bedeutet: sich vor dem Heiligtum befindend.) Diese Aussonderung gibt es nicht nur in der Welt des Alten Testaments, sondern formt auch heute noch unseren christlichen Glauben: Gegenstände, Gebäude, auch Menschen werden wie einst der Stamm Levi bestimmt für den Dienst an Gott. Im Hintergrund steht die Überzeugung, dass der Gottesdienst, die Anbetung Gottes und der Glaube an Gott frei sein müssen von jeglicher Verzweckung durch den Menschen. Wenn die Menschen in der Antike Gott ein Opfer darbrachten, dann hieß das: diese Erntegaben oder dieses Opfertier wird nicht mehr für menschliche Zwecke verwendet – die Opfergabe wird verbrannt, sie ist so ein Geschenk für Gott, von dem der Mensch nicht mehr profitiert. Wenn ich heute einen Rosenkranz segne, so bedeutet das: dieser Gegenstand dient ausschließlich dem Gebet. Sehen wir junge Menschen, die einen Rosenkranz als Modeartikel um den Hals tragen, wird uns zu Recht unwohl zumute. Eine Kirche wird geweiht und gesegnet und damit ist dieses Gebäude ein Haus Gottes. Es dient nur der Anbetung und Verehrung Gottes, der Liturgie der Kirche. Deshalb können wir es nicht als Partyhalle verwenden, dazu dient dann der Pfarrsaal. Auch eine Ordensfrau, die im Habit über die Straße geht, ein Pfarrer mit seiner Soutane und seinem Zölibat geben ein öffentliches Bekenntnis dafür ab, dass sie ihr Leben ganz und gar in den Dienst des Herrn gestellt haben. Und wenn wir am Sonntagmorgen eine Stunde unserer Zeit für den Gottesdienst opfern, dann ist auch diese Zeit ohne eigennützige Zwecke nur für Gott da. Manche Katecheten und Gottesdienstvorbereiter haben den Anspruch, dass die Menschen unterhalten werden müssen oder etwas lernen sollen. Sie denken, dass junge Menschen nur dann in die Kirche gehen, wenn eine coole Band spielt oder sie auf andere Weise besonders angesprochen werden. Diese Haltung verzweckt den Gottesdienst zu einem Ereignis, bei dem wir selbst, aber nicht Gott im Mittelpunkt stehen. Natürlich ist gegen eine packende Predigt oder einen tollen Organisten nichts einzuwenden – alles aber muss sich dem einen Ziel unterordnen: diese Zeit gehört Gott und wir gestalten sie mit dem Gottesdienst der Kirche. Als Christen sind wir in der Taufe in den sakralen Bereich Gottes hineingehoben worden. Wir wurden eine neue Schöpfung und haben – wie die Schrift sagt – Christus angezogen. Wir sind erfüllt von Gottes Leben und sind Glieder Christi und mit ihm und durch ihn Priester, Könige und Propheten. Auch und gerade, wenn wir mitten in dieser profanen Welt leben, sollen wir dieses neue Leben in uns wachsen lassen und unserem Bruder Jesus Christus immer ähnlicher werden. Und auf diese Weise dient dann auch unser Leben nicht nur unseren eigenen, egoistischen Zwecken, sondern wird immer mehr ein Leben der Liebe und Hingabe.

                                                          Ianua Coeli

                                                            Ave, maris stella, Dei mater alma atque semper virgo, felix caeli porta.
                                                            Sei gegrüßt, du Stern des Meeres, erhabene Mutter Gottes und immerwährende Jungfrau, selige Pforte zum Himmel!
                                                            Ambrosius Autpertus (+ 784), Gotteslob Nr. 520

                                                            Der erste Monat des Jahres ist nach einem der alten römischen Götter benannt, dem Gott Janus. Janus war der Gott des Anfangs und Endes. Er wurde deshalb mit einem Doppelkopf dargestellt und schaut nach vorne wie nach hinten, in die Zukunft wie in die Vergangenheit. Man rief ihn an, wenn man eine Reise begann oder auch wenn man unter einer Tür hindurchging. Sein Tempel war ein großer Torbogen, dessen Türen geöffnet warten, wenn das Imperium Krieg führte. Herrschte Frieden im ganzen römischen Reich, wurden die großen Tore geschlossen. Das Wort Ianua bedeutet die Tür, die Pforte. Und so bildet noch heute der Monat Januar die Türe und Pforte zum Neuen Jahr. Allerdings hat der alte heidnische Gott Janus längst ausgedient. An seine Stelle tritt am Beginn des neuen Jahres die Gottesmutter Maria, deren Fest wir am 1. Januar gefeiert haben. In der Lauretanischen Litanei rufen wir sie als „Ianua coeli“, als „Pforte des Himmels“ an. An ihrer Hand sind wir in das neue Jahr geschritten und sie bitten wir um ihre mächtige Fürsprache, daß die Pforten des Krieges und Terrors, der Flucht und Verteibung, der Ungerechtigkeit und des Hungers geschlossen werden und der Friede, der Christus selber ist, sich ausbreite auf der ganzen Welt. Schauen wir auf Maria: Mit der Geburt ihres Sohnes steht sie vor einem neuen Abschnitt ihres Lebens. Noch liegt die Zukunft ungewiß vor ihr, noch weiß sie nicht, was die kommenden Tage, Monate und Jahre ihr bringen werden und dem Kind, das auf so wunderbare Weise geboren wurde. Sicher weiß und ahnt sie aber, daß ihr nicht nur glückliche und unbeschwerte Tage bevorstehen, sondern daß auch das Kreuz auf sie wartet. Sicher weiß und ahnt sie, daß sie das Ja, das sie zu dem Engel gesprochen hat, immer wieder wird erneuern müssen, das Ja zum Willen Gottes, das Ja, das manchmal so schwerfällt, weil es uns in dunkle und schwere Stunden hineinführt. Und an ihrer Hand, von ihr begleitet und unter ihrem Schutzmantel geborgen soll das unser guter Vorsatz für das neue Jahr sein: Dass auch wir unser Ja immer wieder erneuern, dass auch wir versuchen, den Willen Gottes für uns über unseren eigenen Willen zu stellen, auch wenn sein Wille für uns manchmal unbegreiflich, dunkel, traurig und schwer ist; dass wir Ja sagen, auch wenn sein Wille uns in die Kreuzesstunden hineinführt. An der Hand Mariens aber können wir dieses Ja sprechen – und in der Gewißheit, dass sein Wille letzten Endes alles zum Guten führen wird. Das neue Jahr liegt vor uns. Es wartet auf unser Ja. Wir dürfen es von neuem sprechen, von neuem beginnen. In seinem berühmten Buch: „Von der Nachfolge Christi“ schreibt Thomas von Kempen: „Semper incipe“ – Fange immer wieder an. Gott schenkt uns immer wieder einen neuen Anfang. Nicht nur zum Beginn eines neuen Jahres. Jeden Tag, jede Stunde haben wir die Möglichkeit, neu anzufangen. Und das ist eine große Gnade, die wir oft nicht recht bedenken und erfassen. Wir leiden doch oft darunter, daß wir die Zeit nicht zurückdrehen können, manche Dinge nicht ungeschehen machen können, manche Dinge nicht ungesagt machen können. Bei Gott aber ist ein neuer Anfang möglich. Ein Wort der heiligen Edith Stein ist für die Betrachtung am Abend geschrieben. Es soll auch am Anfang eines jeden neuen Jahres stehen: „Und wenn die Nacht kommt und der Rückblick zeigt, daß alles Stückwerk war und vieles ungetan geblieben ist, wenn so manches tiefe Beschämung und Reue weckt: dann alles nehmen, wie es ist, in Gottes Hände legen und ihm überlassen. So wird man in ihm ruhen können, wirklich ruhen und den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen.“ Maria, du Pforte des Himmels – bitte für uns!

                                                            Hörendes Herz

                                                              Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht! Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?
                                                              1 Kön 3,9

                                                              Da kommt eine gute Fee und sagt: Du hast einen Wunsch frei! – Unzählige Witze fangen so an, ihre Pointe besteht meist darin, dass die erfüllten Herzenswünsche zu Stolperfallen werden, nach dem Motto: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen! Was würden wir uns wünschen, käme die Fee zu uns? Ein Portemonnaie, das niemals leer wird? Ein Rolls Royce mit Chauffeur? Sicher würde uns viel Klimbim und Unsinn einfallen. Dem jungen König Salomo erscheint keine gute Fee, aber er hat eine nächtliche Traumvision, in der Gott ihm die Erfüllung eines Wunsches gewährt. Sein Wunsch – ein hörendes Herz – verdient nähere Betrachtung: Handelt es sich nicht eigentlich um einen egoistischen Wunsch? Der ihm vor allem selber nützt und zu einem klugen und sprichwörtlich weisen Herrscher macht? Natürlich ist kein Klimbim und Bling-Bling angemessen. Aber sollte er sich nicht den Weltfrieden und das Ende aller Kriege wünschen? Das Verschwinden von Krankheit und Leid? Dass alle Menschen zufrieden und glücklich sind, ohne Verzweiflung und Depression leben können? Solche altruistischen Wünsche verraten ein falsches und schiefes Gottesbild, sie machen – auch wenn sie noch so großherzig klingen – Gott zu einer Wunscherfüllungsmaschine, die uns doch bitte schön ein angenehmes Leben ohne Anstrengungen ermöglichen soll. Doch wir sind nicht für ein angenehmes Leben bestimmt. Gott hat größeres mit uns vor: Glück und Erfüllung, selige Ekstase ohne Ende, mehr, größer, vollkommener und schöner, als unsere Phantasie zu ahnen vermag. Und: Gott ist Mensch geworden, er will uns das Heil auf menschliche Weise schenken. Und das heißt: Er erlöst uns – aber nicht ohne unser Zutun, nicht ohne unsere Mitarbeit. Er beschenkt uns, aber wir sollen als Beschenkte aktiv werden. Du willst den Weltfrieden? Das ist Dein Job: Fang an, als Frau oder Mann des Friedens zu leben, schaffe Frieden in Deiner Familie, in Deiner Partei, in Deinem Verein, in Deiner Gemeinde! Du willst die Krankheiten überwinden? Das ist Dein Job: Werde Arzt! Oder Forscher! Oder Krankenpfleger. Besuche die Kranken, die du kennst. Tröste die Weinenden, gib einen guten Rat, verschenke Deine Zeit! Du willst das Kreuz erträglich machen? Verbinde es mit dem Kreuz Christi, beginne damit, die Last des anderen zu tragen. Alle großen und guten Wünsche können nur dann Wirklichkeit werden, wenn wir unsere Verantwortung ernst nehmen und anfangen. Und dann wird Gott unser Tun mit seinem Segen begleiten. Und jetzt erkennen wir den tiefen Sinn der Bitte Salomos, der einzigen, die wirklich Sinn macht: Nur ein Herz, das offen ist für Gottes Wort und Weisung, die seine Stimme im Gewissen hört und ihr folgt; nur ein Herz, das den himmlischen Vater und seinen Willen an die erste Stelle setzt, ist imstande, dieser großen Verantwortung gerecht zu werden und die Wünsche der Welt zu erfüllen. Und wenn wir so verfahren, wenn wir versuchen, so zu leben – dann schenkt uns Gott auch noch alles andere dazu, all die Kleinigkeiten und den Klimbim, den wir so lieben. Denn er ist unser guter Vater und unsere liebende, zärtliche Mutter und er schenkt uns alles, wirklich alles, was wir brauchen. Wir haben einen Wunsch frei! Treffen wir die richtige Wahl. Bitten wir gemeinsam mit Maria und all den Heiligen um das einzig richtige: „Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz!“

                                                              Hinabgestiegen

                                                                Hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten.
                                                                Glaubensbekenntnis

                                                                Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat. Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke. Wenn es heißt: Er stieg aber hinauf, was bedeutet dies anderes, als dass er auch zur Erde herabstieg? Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen über alle Himmel, um das All zu erfüllen.
                                                                Eph 4, 7-10

                                                                Der tote Christus ist in seiner Seele , die mit seiner göttlichen Person vereint blieb, zum Aufenthaltsort der Toten hinabgestiegen. Er hat den Gerechten, die vor ihm gelebt hatten, die Pforten des Himmels geöffnet.
                                                                KKK 637

                                                                Unzählige Künstler haben versucht, das Ostergeheimnis im Bild darzustellen. Wenn wir an Ostern, an die Auferstehung Christi denken, fällt uns vielleicht als erstes das berühmte Auferstehungsbild von Grünewald aus dem Isenheimer Altar ein – „das strahlendste Auferstehungsbild der Kunstgeschichte“ (Inga Schnekenburger): In einer Art Sonne oder leuchtenden Kugel überwindet der Auferstandene mit erhobenen Händen Grab und Wachposten, die erstarrt am Boden liegen. Deutlich kann man die verklärten Wundmale erkennen: Das Licht besiegt die Finsternis, das Leben triumphiert über den Tod. Bei ähnlichen Darstellungen trägt der Auferstandene gerne ein Kreuz oder eine Siegesfahne in der Hand. Das Geheimnis der Auferstehung geschieht im Verborgenen, es gibt keine Zeugen. So sind Künstler auf ihre Phantasie angewiesen, wenn sie ein Bild des Ostersieges zeichnen wollen. In der orthodoxen Kirche des Ostens haben die Ikonenmaler einen anderen Weg gefunden, um den Triumph über den Tod zu veranschaulichen. Im Glaubensbekenntnis wird dieses Geheimnis ja in einem doppelten Satz zusammengefaßt: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ Die Osterikonen zeigen das Hinabsteigen des Herrn in das Reich des Todes, in die Hölle oder Hades. Denn seit dem Sündenfall waren alle Menschen, auch die Heiligen und Gerechten, nach dem Tod von Gott getrennt (wenn sich auch ihr Schicksal unterschiedlich gestaltete, wie Jesus uns im Evangelium vom armen Lazarus und dem reichen Prasser erklärt, Lk 16,19-31). So zeigt – wie es Josef Ratzinger einmal in einer Betrachtung geschrieben hat – unser gewohntes Osterbild sozusagen die Außenseite der Auferstehung, während das Osterbild der Ostkirche uns die Innenseite des Ostergeheimnisses offenbart. Und wenn die Kirche am Karsamstag schweigt und keine heilige Messe und anderen Gottesdienste (bis auf das Stundengebet) feiert, dann gedenkt sie dieser Innenseite von Ostern: Christus steigt auf die Erde herab, aber mehr noch: Er steigt in die tiefsten Tiefen, in das unterste Dunkel, in die letzten Ecken und Winkel, um angefangen mit Adam und Eva alle, die wollen, alle, die ihr Ja sprechen zu Gott, hinaufzuführen in die Herrlichkeit des himmlischen Vaterhauses. So dürfen wir sicher sein, dass auch wir einmal gefunden werden, egal in welche Tiefen wir gefallen sind oder in welche Dunkelheiten wir uns verstrickt haben. Für den menschgewordenen Gott, der in seinem Tod den Tod besiegt, gibt es keine Grenze, kein Todesreich mehr, das seinem Heil eine Schranke setzen könnte. Bitten wir Maria und alle Heiligen und Gerechten des Alten und neuen Bundes, dass auch uns die Gnade geschenkt wird, rechtzeitig unsere Hand auszustrecken und zu bitten: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (Lk 23,42)

                                                                Himmelfahrt

                                                                  Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.
                                                                  Lk 24,50-53

                                                                  Die Himmelfahrt Christi kennzeichnet den endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in den himmlischen Bereich Gottes, von wo er wiederkommen wird, der ihn aber in der Zwischenzeit den Blicken der Menschen entzieht.

                                                                  Katechismus der Katholischen Kirche, 665. «Himmelfahrt» ist nicht Weggehen in eine entfernte Zone des Kosmos, sondern die bleibende Nähe, die die Jünger so stark erfahren, dass daraus beständige Freude wird.“
                                                                  Joseph Ratzinger, Benedikt XVI., Jesus von Nazareth II, 307.

                                                                  In dem Song „Himmel auf“ von Silbermond stellt der deprimierte Mann, der jeden Tag eintausend Kreuze trägt und dem jeder Tag aus der Hand gleitet, dieselbe Frage wie die rauschgiftsüchtige Frau, die sich einsam fühlt im kalten und gnadenlosen Berlin: „Wann reißt der Himmel auf ? Auch für mich, auch für mich. Wann reißt der Himmel auf ? Sag mir wann, sag mir wann.“ Als Christen können wir diese Frage ganz genau beantworten: Der Himmel ist bereits offen! Tod und Auferstehung Jesu Christi haben ihn geöffnet und der auferstandene Herr ist „als Sieger über Sünde und Tod aufgefahren in den Himmel. Die Engel schauen den Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung. Er kehrt zu dir heim, nicht um uns Menschen zu verlassen, er gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als erster vorausging.“ (Präfation von Christi Himmelfahrt) Im Englischen gibt es, anders als im Deutschen, zwei verschiedene Begriffe für das Wort „Himmel“: heaven und sky. Sky ist der Himmel über uns, das Weltall, der Kosmos. Dort müssen wir den auferstandenen und erhöhten Herrn nicht suchen, er ist nicht wie eine Rakete ins All aufgestiegen. Christus ist nach seiner Auferstehung zum Vater zurückgekehrt, er ist im heaven, im Bereich Gottes, des himmlischen Vaters, der die Welt und das All in seinen Händen trägt. Und das bedeutet, wie Joseph Ratzinger in seinem Jesus-Buch anmerkt, daß die Himmelfahrt des Herrn ihn nicht von uns entfernt, sondern eine neue Weise möglich macht, in der er uns gegenwärtig sein kann.
                                                                  Am letzten Sonntag haben wir im Evangelium gehört, wie Jesus seine Jünger auf sein Heilswerk vorbereitet: Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt. Er verspricht ihnen nicht nur den Beistand und die Gabe des Heiligen Geistes und hinter-läßt ihnen seinen Frieden, der buchstäblich nicht von dieser Welt ist, sondern spricht auch darüber, was nach seinem Tod und seiner Auferstehung geschehen wird: Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück. Hier ist kurz und bündig zusammengefaßt, was wir heute feiern: Christus geht fort – er geht zum himmlischen Vater, er kann nicht mehr in derselben Weise wie vor seinem Leiden, Sterben und seiner Auferstehung mit den Jüngern leben. Sein Leben geht nicht einfach weiter, er kann nicht da anknüpfen und weitermachen, wo er vor seinem Tod aufgehört hat. Sein Leben, das den Tod besiegt, ist etwas vollkommen Neues, als wäre eine neue Dimension in unsere Welt getreten. Der auferstandene Herr gehört ganz in den Bereich des Vaters, in den heaven. Doch ist sein Fortgehen zugleich auch ein zurückkommen: Als auferstandener und erhöhter Herr ist er uns gegenwärtig im Leib seiner Kirche. Deshalb freuen sich die Jünger bei der Himmelfahrt Christi. Sie wissen, daß Jesus sie nicht verlassen hat, sondern als auferstandener, erhöhter Herr in seiner Kirche gegenwärtig ist. Der Himmel ist aufgerissen, auch für mich. Ich kann dem Herrn begegnen in seinem Wort und Sakrament, ich bin als Getaufter und Gefirmter Glied seines geheimnisvollen Leibes. Insofern ist Himmelfahrt etwas, was auch schon an mir geschehen ist. Der Christ muß dort sein, wo Christus ist. Er bereitet uns eine Wohnung im himmlischen Vaterhaus. Das, was anfanghaft begonnen hat, wird sich einst an jedem von uns vollenden. Deshalb dürfen wir jetzt schon damit beginnen, aus der Freude zu leben. Der Himmel steht offen, auch für mich.

                                                                  Himmel

                                                                    Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
                                                                    Gen 1,1

                                                                    Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.
                                                                    Offb 21,1

                                                                    In der Heiligen Schrift bezeichnet das Wortpaar „Himmel und Erde“ alles, was existiert: die gesamte Schöpfung. … „Der Himmel“ bezeichnet aber auch den eigentlichen „Ort“ Gottes – er ist ja „unser Vater im Himmel“ (Mt 5, 16)
                                                                    KKK 326

                                                                    Die englische Sprache kennt zwei Begriffe für den Himmel: sky und heaven. sky ist der Himmel über uns, das Firmament. Von ihm spricht auch die Bibel, nach alten Vorstellungen ist es als hohle Halbkugel über der Erde gespannt, über sich den Himmelsozean tragend, hat Öffnungen und ruht auf Säulen. An ihm bewegen sich die Gestirne: Sonne, Mond und Sterne. heaven ist der Himmel Gottes, sein Ort, seine Wohnung, die Heimat der Engel und himmlischen Heerscharen. In diesen Himmel, zum Vater, ist Christus nach seiner Auferstehung zurückgekehrt: „Denn Christus ist nicht in ein von Menschenhand gemachtes Heiligtum hineingegangen, in ein Abbild des wirklichen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor Gottes Angesicht zu erscheinen für uns.“ (Hebr 9, 24) Und weil der Christ dort sein soll, wo Christus ist (Joh 14, 3), ist dieser Himmel Gottes auch unser Ziel, unsere wahre Heimat in Ewigkeit. „Eins hab ich mir vorgenommen: in den Himmel will ich kommen!“ lernten Generationen von Katechismusschülern auswendig und dieser Vorsatz hat bis heute nicht an Aktualität verloren. Doch so fest wir auch dieses große Ziel ins Auge fassen – vorstellen können wir uns nur schwer, wie das einmal sein wird. Unsere Phantasie reicht nicht aus, das Geheimnis des Himmels zu ergründen. Die Bibel beschreibt den Himmel als rauschendes Fest des Lebens (Jes 25, 6-9) oder als Vaterhaus, in dem uns eine Wohnung bereitet ist (Joh 14, 1-4). Klar ist allemal: Im Himmel sind wir nicht alleine, der Himmel ist Gemeinschaft: mit dem Dreifaltigen Gott, mit Maria und allen Engeln und Heiligen und ist so „das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks“ (KKK 1024). Und keine Angst: Langweilig wird es nicht! „Die Ewigkeit Gottes wird nicht erfahren als unbegrenzte Dauer, die sich endlos hinzieht, sondern als eine Dauer, die ihre ganze Ausdehnung gleichsam wie in einem Augenblick zusammenballt. Und dieser eine Augenblick währt die ganze Ewigkeit. Das ewige Leben wird uns wie ein Geschenk erscheinen, das wir je neu erhalten. Die Überraschung des ersten Augenblicks geht niemals verloren. Die ewige Freude verschleißt nicht; denn Gott erneuert alles, und zwar fortwährend. Er ist ein kreativ Liebender, der das Herz der, die er liebt, immer neu zu entzücken weiß.“ (Jan Bots)

                                                                    Herz von Fleisch

                                                                      Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein
                                                                      Herz von Fleisch.
                                                                      Ez 36, 26

                                                                      In dem Märchen „Das kalte Herz“ erzählt der Dichter Wilhelm Hauff von dem armen Köhler Peter Munk. Er ist arm und wenig angesehen und beneidet die Reichen und Schönen. Er hat Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben und er glaubt, der Schlüssel dazu ist das Geld. Schließlich schließt er einen Pakt mit einem bösen Geist: Es werden ihm unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung stehen, wenn er sein Herz verkauft. Der böse Geist nimmt ihm das pochende Herz aus der Brust und ersetzt es durch ein Herz aus Stein. Peter Munk kann nun aus dem vollen Schöpfen: Er hat soviel Geld, wie er will – aber in Wirklichkeit ist er nur noch ein lebendiger Leichnam: ohne Herzschlag, ohne Puls; aber auch ohne Freude, ohne Mitgefühl, ohne Freundschaft, ohne Sehnsucht, ohne Liebe. All das kann er nicht mehr empfinden – freilich auch keine Furcht und Angst mehr. Er verlor alles, was ein Menschenleben ausmacht. Schließlich scheffelt er nur noch Geld, ohne sich daran freuen zu können. Seine alte Mutter hat er vergessen, seine schöne, junge Frau erschlägt er im Zorn. Er hat eine schlechte Wahl getroffen. Und sein grundlegender Fehler ist ihm ganz am Anfang unterlaufen, als er geglaubt hat, das Geld würde die tiefe Sehnsucht seines Herzens stillen. Am Ende aber hat das Geld ihn erstickt und verstopft – das Herz aus Stein kann nicht einmal mehr Sehnsucht empfinden. Wir alle tragen eine tiefe Sehnsucht ihm Herzen: Geliebt zu werden und zu lieben; angenommen zu sein und einander anzunehmen. Wie Peter Munk aus dem Märchen sind aber auch wir immer in der Gefahr, die falsche Wahl zu treffen und unser Herz mit Dingen und Sachen zu verstopfen, die unsere Sehnsucht nicht wirklich erfüllen können. Der Prophet Ezechiel hat viele hundert Jahre vor der Geburt Christi auch von der Sehnsucht des Menschen gesprochen und von der Gefahr, die von Gier und Eitelkeit, Zorn und Neid ausgehen und das Herz des Menschen versteinern. Und er hat beschrieben, was Gott tut, um dieser Gefahr zu begegnen: „Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ Gott sprengt die Verkrustungen und Versteinerungen unseres Herzens auf durch die Gabe des Heiligen Geistes. „Ich gebe meinen Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Rechtsentschiede achtet und sie erfüllt.“ (Ez 36, 37) Der Alte Bund erfüllt sich im Neuen Bund: Das, was der Prophet Ezechiel verkündet hat, wird durch Jesus Christus erfüllt. Er verheißt seinen Jüngern den Beistand des Heiligen Geistes, den er vom Vater senden wird. Das Märchen von Wilhelm Hauff hat ein Happy End. Peter Munk gelingt es, den bösen Geist zu überlisten. Er behauptet, der böse Geist habe ihn betrogen, er habe ihm gar kein Herz aus Stein eingesetzt. Der böse Geist willigt ein, ihm „zur Probe“ sein lebendiges Herz wiederzugeben, damit er den Unterschied spüren kann. Kaum hat Peter Munk sein Herz zurück, zieht er ein Kreuz hervor und hält damit den bösen Geist in Schach. Gegen das Zeichen des Kreuzes kommt der nicht an. Peter Munk kann dem bösen Geist entfliehen. Er bekommt eine zweite Chance. Er erhält sein Herz zurück und seine Familie, sein Leben, er darf noch einmal neu beginnen. Bitten wir den Herrn, das Geschenk des Pfingsttages von neuem lebendig werden zu lassen, damit der Geist Gottes die Verkrustungen und Versteinerungen unseres Herzens aufbricht. Nehmen wir Zuflucht zum Zeichen des Kreuzes, das uns vor dem Bösen schützt. Sagen wir Ja zu dem Kreuz in unserem Leben: Es zeigt uns den Weg der Selbstlosigkeit und Hingabe. Haben wir den Mut, uns zu verschenken – dann wird uns alles größer und schöner zurückgeschenkt und dann dürfen auch wir auf ein „Happy End“ hoffen, auf ein Happy End, das jetzt schon anfängt und das sich einmal in der Ewigkeit vollenden wird.

                                                                      Herrlichkeit

                                                                        Die Herrlichkeit des Herrn ließ sich auf dem Sinai herab, und die Wolke bedeckte den Berg sechs Tage lang. Am siebten Tag rief der Herr mitten aus der Wolke Mose herbei. Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn auf dem Gipfel des Berges zeigte sich vor den Augen der Israeli-ten wie verzehrendes Feuer.
                                                                        Ex 24,16f.

                                                                        Lasst uns der Demut dessen ähnlich sein, dessen Herrlichkeit wir teilen wollen! Gerade der aber möge uns beistehen und uns seine Verheißungen erreichen lassen, der nach seiner großen Barmherzigkeit dazu imstande ist, unsere Sünden zu tilgen und seine Gaben in uns zur Vollendung zu bringen: Jesus Christus, unser Herr, der lebt und waltet in Ewigkeit!
                                                                        Leo der Große, Sermo XXIII. 3. Predigt auf Weihnachten

                                                                        Die Heiligkeit Gottes ist der unzugängliche Brennpunkt seines ewigen Mysteriums. Was in der Schöpfung und Geschichte von ihm offenbart ist, nennt die Schrift die Herrlichkeit, das Erstrahlen seiner Majestät. Gott krönt den Menschen „mit Herrlichkeit“, indem er ihn als sein „Abbild“, ihm „ähnlich“ (Gen 1,26) erschafft. Durch die Sünde hat der Mensch jedoch „die Herrlichkeit Gottes verloren“. Somit zeigt Gott seine Heiligkeit, indem er seinen Namen offenbart und kundtut, um den Menschen „nach dem Bild seines Schöpfers“ (Kol 3,10) neu zu schaffen.
                                                                        KKK 2809

                                                                        Das Wort Herrlichkeit, in der griechischen Bibel Δόξα (Doxa), im Hebräischen kâbôd, kann vielfältig übersetzt werden: Ruhm, Ehre, Pracht, Glanz oder Abglanz, himmlischer Lichtglanz, Erhabenheit oder Majestät – all das schwingt in dem Wort Herrlichkeit mit. Begeben wir uns auf die Spurensuche in der Bibel: Im Alten Testament wird kâbôd auch profan verwendet, wenn es etwa um das Ansehen des Volkes Israel geht oder von einem herrlichen Wald oder Berg die Rede ist. In Verbindung mit Gott aber – kâbôd Jahwe – geht es um die majestätische, überwältigende Erscheinung Gottes, die sich in gewaltigen Naturereignissen zeigt: im verzehrenden Feuer, in einer großen Wolke, im Gewittersturm und Erdbeben. In dieser Weise erscheint die Herrlichkeit Gottes vor dem Volk Israel, um es zu führen und ihm hilfreich beizustehen, aber auch um zu strafen: „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn am Offenbarungszelt allen Israeliten, und der Herr sprach zu Mose: Wie lange verachtet mich dieses Volk noch, wie lange noch wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich mitten unter ihnen vollbracht habe? Ich will sie mit der Pest schlagen und vertreiben; aber dich will ich zu einem Volk machen, das größer und mächtiger ist als dieses.“ (Num 14,10ff.) Wie immer setzt sich Mose für sein Volk ein, und Jahwe verzeiht. Nachdem das Volk Israel in Palästina seßhaft wurde, wird der Tempel zum religiösen Mittelpunkt des Volkes. Als Salomo den ersten Tempel erbaut hatte, brachte man die Bundeslade mit den beiden Tafeln der 10 Gebote in den Tempel. „Als dann die Priester aus dem Heiligtum traten, erfüllte die Wolke das Haus des Herrn. Sie konnten wegen der Wolke ihren Dienst nicht verrichten; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn.“ (1 Kg 8,10f.) Auch in späteren Zeiten offenbaren Propheten wie Jesaja oder Ezechiel, wie die Herrlichkeit Gottes den Tempel erfüllt (Ez 1,4ff., Jes 6,1ff.) – Jahwe ist der Gott in der Mitte seines Volkes, er ist der Immanuel, der Gott-mit-uns. Im Neuen Testament wird die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus offenbart, „er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“. (Hebr 1,3) Freilich kann die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus zunächst nur im Glauben erkannt werden: „So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.“ (Joh 2,11) Als Petrus, Johannes und Jakobus auf dem Berg Tabor Zeugen der Verklärung des Herrn werden (z.B. Lk 9,28-36), offenbart sich ihnen die strahlende, leuchtende Pracht der Herrlichkeit Gottes, die wiederum mit der Wolke verbunden ist, aus der Gottes Stimme spricht. Vor allem das Johannesevangelium bezeugt, wie Jesus immer wieder um das Kommen der Herrlichkeit Gottes bittet, die sich in seinem Leiden und Sterben am Kreuz und schließlich in seiner Auferstehung offenbaren wird. So spricht Jesus nach dem Letzten Abendmahl: „Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.“ (Joh 13,31f.) Der auferstandene Herr kehrt schließlich in den Himmel Gottes und seine Herrlichkeit zurück. Und wir bekennen im Credo der Kirche, daß er von dort in seiner Herrlichkeit am Ende der Zeiten wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Als Getaufte und Gefirmte, als Brüder und Schwestern Jesu, haben auch wir Anteil an seiner Herrlichkeit. Sie soll in unserem Leben aufscheinen, wenn wir bereit sind, das Kreuz mit Christus zu tragen, sie soll unser Erbe sein in Ewigkeit: „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit.“ (2 Kor 4,17)

                                                                        Heiligkeit

                                                                          Das ist es, was Gott will: eure Heiligung.
                                                                          1 Thess 4,3.

                                                                          Daher ist allen klar, dass alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und Vollkommenheit der Liebe berufen sind“ (LG 40). Alle sind zur Heiligkeit berufen: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5, 48).
                                                                          Katechismus der Katholischen Kirche 2013.

                                                                          Fremdwörter können banale und alltägliche Dinge ganz aufregend, exotisch und wichtig wirken lassen. Ein Beispiel gefällig? „Prokrastination“. Man kann es in verschiedenen Zusammenhängen verwenden und zum Beispiel sagen: Ich leide furchtbar unter meiner Prokrastination. Sehr schön ist auch: Keine Sorge, ich habe Ihr Anliegen bereits prokrastiniert. Prokrastination, das heißt auf gut deutsch: auf morgen verschieben. Es ist die gute alte Aufschieberitis, die sich hinter diesem schicken Fremdwort versteckt. Wahrscheinlich kennt das jeder von uns, hat jeder von uns schon einmal prokrastiniert, unangenehme Aufgaben, lästige Pflichten auf morgen verschoben. Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute, sagt das dazu passende Sprichwort, und ich muß frank und frei bekennen: ich leide weder unter Born-out, noch unter anderen Depressionen, ich habe nur manchmal akute Schübe totaler Prokrastination. Ich schiebe Dinge gerne auf morgen.
                                                                          Das neue Jahr hat gerade erst begonnen. Manch einer hat sich gute Vorsätze gemacht. Für uns Christen sollte ganz oben auf der Liste der guten Vorsätze (Joggen gehen, zehn Pfund abnehmen, Omi öfter besuchen) eine Aufgabe stehen: Zu Heiligen werden! Aber diese Aufgabe schreit förmlich danach, prokrastiniert zu werden. Das verschieben wir schön auf morgen. Da haben wir die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall unser himmlischer Vater ist. Wir lesen es im ersten Johannesbrief. Unser himmlischer Vater verschiebt unsere Heiligung nicht auf morgen, oder übermorgen oder ans Ende unseres Lebens. Heute steht dieser Punkt auf seiner to-do-Liste. Johannes schreibt, was Gott tut: „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ (1 Joh 3,1) Das ist der Punkt. So einfach geht das. Denn zu Heiligen werden wir nicht, wenn wir uns schön anstrengen. Zu Heiligen werden wir nicht, weil wir so wunderbare Christen sind, so eifrig, so gläubig, so fromm. Aus eigener Kraft ist noch keiner zum Heiligen geworden – die Wahrheit ist: Gott macht uns zu Heiligen. Er schenkt uns so große Liebe, daß wir seine Kinder werden und sind. Wir müssen nichts anderes tun, als unsere Hände und Herzen weit zu öffnen für dieses überreiche, überfließende Geschenk seiner großen Liebe. Wir dürfen unser ganzes Leben von dieser Liebe erfüllen lassen, aus dieser Liebe leben. Dann sind wir Kinder Gottes, Heilige, weil Gott uns heilig macht, uns sein Leben, seine Liebe schenkt. Und das funktioniert, auch wenn wir uns nicht besonders heilig fühlen, wenn wir nicht als große Vorbilder für andere taugen, wenn wir nicht nach unserem Tod zur Ehre der Altäre erhoben werden. Wir sind die ganz normalen Alltags-Heiligen, die Kinder Gottes sind, weil sie als gottgeliebte Sünder aus der Vergebung Gottes heraus leben, weil sie sich immer wieder mit der übergroßen Liebe des Vaters beschenken lassen. In diesem Sinne gilt das Wort von Oscar Wilde: Der einzige Unterschied zwischen einem Sünder und einem Heiligen besteht darin, daß jeder Heilige eine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft hat. Und diese Zukunft beginnt für uns hier und heute. Alle anderen Pflichten und Aufgaben, die heute auf unserer to-do-Liste stehen, können wir dann in aller Ruhe abarbeiten – oder prokrastinieren.

                                                                          Heiland

                                                                            Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.
                                                                            Phil 3,20f.

                                                                            Denn da unsere Seele zur Erfassung des Seienden zu schwach war, bedurften wir eines göttlichen Lehrers; herabgesandt wird der Heiland, Lehrer und Führer zum Erwerb des Guten, die geheimnisvolle heilige Offenbarung der erhabenen Vorsehung.
                                                                            Clemens von Alexandrien

                                                                            Ein Heiland – das griechische Wort σωτήρ (Soter) kann man auch mit „Retter“, „Erretter“ oder „Erlöser“ übersetzen – konnte in der antiken Welt ein Gott, ein strahlender Held oder ein großer Herrscher sein. Jemand, der die Aufgabe erfüllt, die später in der Christenheit die 14 Nothelfer ausfüllen: Hilfe bringen in der Not, Rettung schenken, wenn es keinen Ausweg zu geben scheint. Besonders der griechische Gott der Heilkunde Asklepios (Äskulap), der Arzt der Ärzte, der sogar Tote zum Leben erwecken konnte, wurde als Heiland angerufen. Und wenn im römischen Martyrologium die Geburt des Herrn angekündigt wird „im zweiundvierzigsten Jahr der Regierung des Kaisers Oktavianus Augustus, da Friede war in der ganzen Welt“ klingt noch etwas von der hochfahrenden Erwartungen nach, die im 1. Jahrhundert vor Christus den römischen Kaiser Augustus als Weltheiland und Friedensbringer feierten. Im Alten Testament ist der Heiland (jêš‘a, ješû‘âh, môŝî‘a) Jahwe selbst: er rettet sein auserwähltes Volk Israel immer wieder, er führt es in eine neue Zeit des Heils, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Manchmal werden auch Menschen (z.B. Moses) als „Heiland“ bezeichnet, so wird deutlich, dass sie im Auftrag Gottes und in der Kraft seines Geistes handeln. Bei Jesaja wird auch der prophezeite Messias „Heiland“, „Retter“ genannt. Bereits dort kündigt sich auch an, dass der Heiland nicht nur der Retter des Volkes Israel sein wird, sondern dass auch die Heidenvölker in ihm ihr Heil finden werden. Im Neuen Testament wird der Titel Heiland, Retter grundsätzlich so wie im Alten Testament verwendet, als Bezeichnung für Gott, manchmal auch für Jesus. Jesus selbst ist zu Lebzeiten wahrscheinlich nicht als „Heiland“ angesprochen worden, die älteste Stelle im Neuen Testament, an der dieser Ehrentitel verwendet wird, findet sich im Philipperbrief (3,20). Und wenn Jesus Christus als Retter, als Heiland bezeichnet wird, geschieht dies ganz im alttestamentlichen Sinne: er ist der Retter aus Sünde und Schuld, der den Tod überwindet und das Leben neu erschafft – und zwar für die ganze Schöpfung. Als Jesus sich am Jakobsbrunnen im Gespräch mit der Samariterin als Messias offenbart, kommen viele Samariter zum Glauben an ihn und sagen zu der Frau: „Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.“ (Joh 4,42) Das Werk unseres Heilands Jesus Christus, das mit seiner Geburt, seiner Erscheinung auf Erden begann und in seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung gipfelte, ist noch nicht vollendet. Der Antike fremd ist der Ausblick auf die Zukunft: der christliche Heiland ist der, der wiederkehren wird als Richter, aber eben auch als Retter, als Heiland der Welt, um die ganze Schöpfung und auch unseren „armseligen Leib“ zu verwandeln in die „Gestalt seines verherrlichten Leibes“. In der frühen Christenheit wurde der Soter-Titel in die berühmte Formel eingefügt: Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland: die Anfangsbuchstaben der entsprechenden griechischen Wörter ergeben das Wort ΙΧΘΥΣ (ichthys), also Fisch. So wurde aus einem kurzen, zusammenfassenden Glaubensbekenntnis ein frühchristliches Symbol für den Herrn.

                                                                            Hausvater

                                                                              Herr und Gott, kehre ein in dieses Haus und halte alle Nachstellungen des Feindes von ihm fern. Deine heiligen Engel mögen darin wohnen und uns in Frieden bewahren. Und dein Segen sei über uns allezeit. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
                                                                              Gebet in der Komplet

                                                                              Mein Vater pflegte abends einen Rundgang durch das Haus zu machen. Wenn der Familientag zu Ende ging, die Kinder im Bett waren, nichts gefeiert und kein Besuch mehr erwartet wurde, mussten alle Türen verschlossen sein. War die Kellertür zu? Die Tür zu Terrasse? Die Haustür zweimal abgeschlossen? Keine ungebetenen Gäste, weder die Katze des Nachbarn noch finstere Langfinger sollten es im Schutz der Dunkelheit zu leicht haben, ins Haus einsteigen zu können. Die Familie war geschützt, konnte behütet schlafen. Ein schönes, symbolträchtiges Bild für unser christliches Leben! Ich denke immer an den Hausvater der Heiligen Familie, den Pflegevater Jesu, der die Verantwortung für die irdischen Belange seiner Braut Maria und des Gottessohnes Jesu übernommen hatte; eine Aufgabe, die wir zwischen den ganzen großen heiligen und frommen Dingen leicht aus den Augen verlieren. Aber auch eine heilige Familie muss etwas zu Essen auf dem Tisch haben und der Junge braucht wieder mal neue Sandalen, meine Güte, er hört gar nicht mehr auf zu wachsen. Die Rechnung ist schon wieder nicht bezahlt worden und der Herd zieht nicht richtig. Die Mauer am Gemüsegarten ist baufällig und, richtig, abends müssen die Türen verschlossen und verriegelt werden, damit kein Gesindel hereinkommt. Denn die Polizei kann man nicht einfach rufen, außerdem war der Rechtsstaat noch nicht erfunden und römische Legionäre, die auf ihre Art Ordnung schaffen, will man nun wirklich nicht im Haus haben. Das sind eine ganze Menge ganz irdischer, ganz alltäglicher, ganz normaler Familiensorgen, die für den heiligen Josef genauso groß und belastend und herausfordernd gewesen sein dürften wie für jeden von uns. Aber die Sorge des heiligen Josef hört nicht auf. Es ist seine Berufung, seine Bestimmung, sich zu sorgen und zu kümmern. Als Schutzherr der ganzen Kirche hat er alle Hände voll zu tun, um die Türen, Fenster und Kellerlöcher des Hauses Gottes zu verschließen, wenn sich die Dunkelheit des Bösen und die Finsternis des Irrtums herabsenken und an die Mauern der Kirche pochen. Da möchten sich der Geist der Spaltung und der Gleichgültigkeit, das Gift des Egoismus und des Hochmuts, die glitzernden Verlockungen irdischen Tands und falscher hehrer Ideale gerne breitmachen, ohne eingeladen zu sein und immer wieder bedarf es einiger Anstrengung, die ungebetenen Gäste wieder hinaus zu komplimentieren. Und wie viele hart arbeitende Christen, Äbtissinnen, Pfarrer, Familienmütter, Entwicklungshelfer, Ärztinnen, Katecheten und Lehrerinnen seufzen und bedrängen den heiligen Josef, weil für ihre Familien und Ordensgemeinschaften, für ihre afrikanischen oder südamerikanischen Bildungsprojekte und albanischen Kindergärten, für ihre Tropenkrankenhäuser und Impftstationen das Geld vorne und hinten nicht reicht? Hat der heilige Josef, der kluge und umsichtige Hausvater Jesu, als Finanzminister nicht immer noch geholfen? Und dann ist es auch seine Aufgabe, sich mit um das Haus meines eigenen Lebens zu kümmern. Wenn ich ihn bitte und lasse, wird er auch allabendlich gemeinsam mit den heiligen Engeln seinen Rundgang durch mein Lebenshaus machen, um die Dunkelheit der Sünde und die Nacht des bösen Feindes auszusperren. Wie schnell wird das Heim meines Herzens ungastlich und unfreundlich, wenn ich es zulasse, dass das Gottfremde und Gottwidrige durch offene Ritzen und Spalten in mein Leben einzieht! Stete Wachsamkeit ist gefragt. Und dabei hilft der heilige Josef. Er wird auch da sein, wenn einmal mein letztes Stündlein geschlagen hat und es gilt, sich aufzumachen, um die ewige Wohnung, das himmlische Vaterhaus zu erreichen. Mit dem Service eines so mächtigen Fürsprechers dürfte das dann kein Problem sein.

                                                                              Halleluja

                                                                                Denn Jerusalem wird wieder aufgebaut … Halleluja ruft man in all seinen Gassen und stimmt in den Lobpreis ein: Gepriesen sei Gott; er hat uns groß gemacht für alle Zeiten.
                                                                                Tob 13,17f.

                                                                                Danach hörte ich etwas wie den lauten Ruf einer großen Schar im Himmel: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserem Gott.
                                                                                Offb 19,1

                                                                                Nach Angaben des Weltverbands der Bibelgesellschaften (United Bible Societies) wurde die Bibel weltweit in 2527 Sprachen übersetzt (Stand 2011). Doch gleich, welche Ausgabe man wählt: Das hebräische Wort „Halleluja“ (in der lateinischen Bibel: Alleluja) wurde nie übersetzt. Es bedeutet: Lobet Jahwe! – dieser jubelnde Ausruf findet sich im Alten Testament vor allem in den Psalmen, im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes. Ursprünglich wurde dieser freudige Ruf im jüdischen Gottesdienst verwendet. Die Psalmen 113 bis 118, die im Hebräischen alle die Überschrift „Halleluja“ tragen, sind ein großes Lob- und Dankgebet („Hallel“), das bereits zur Zeit Jesu in der jüdischen Liturgie am Paschafest und am Laubhüttenfest mit besonderer Feierlichkeit gesungen wurde. Auch beim Letzten Abendmahl hat Jesus mit den Aposteln dieses Hallel gesungen. Der festliche Halleluja-Ruf hat später Eingang in den Gottesdienst aller christlichen Konfessionen gefunden. In der katholischen Messfeier hat dieser Ruf seinen Platz vor der Verkündigung des Evangeliums: Wir grüßen den auferstandenen Herrn, der in seiner Kirche gegenwärtig ist und uns im Wort der Frohen Botschaft begegnen will. Nur in den 40 Tagen der österlichen Bußzeit verzichtet die Kirche auf das Halleluja und ersetzt es durch einen anderen Ruf. Das ist ein Hinweis auf den Ursprung des neuen, christlichen Hallelujas: es ist Ausdruck der jubelnden Freude des Osterfestes. So wie Ostern der Ursprung des Sonntags ist („Jeden Sonntag Ostern feiern!“), so ist das ursprüngliche Halleluja das der Osternacht: Dreimal intoniert es der Priester, jeweils in erhöhter Tonlage – und aus dieser Nacht heraus wird es im ganzen Jahr weitergesungen bis zum Aschermittwoch.
                                                                                Doch warum wurde das Halleluja nie übersetzt? Josef Ratzinger beantwortet diese Frage in einer Meditation über die Osternacht: „Denn dieses Wort »Alleluja« war gewiß ursprünglich ein hebräischer Ausdruck, der etwa so viel besagt wie »Preiset Jahwe«. Aber auf diese Bedeutung kommt es in der Liturgie der Osternacht nur noch sehr von ferne an. Wäre sie entscheidend gewesen, dann hätte man das Wort übersetzt. Aber es ging eben gar nicht um etwas, was man übersetzen kann. Sondern das Alleluja ist einfach das wortlose Sich-Aussingen einer Freude, die keine Worte mehr braucht, weil sie über allen Worten steht. Es gleicht damit gewissen Formen des Jauchzens und Jubilierens, die es in allen Völkern gibt wie das Wunder der Freude, des Frohseinkönnens und -dürfens quer durch alle Völker sich hinzieht.“ Der Gedanke des wortlosen Jauchzens und Jubilierens kommt vor allem in den reich ausgestalteten Melodien und Phrasen des Gregorianischen Chorals zum Ausdruck. So verbindet uns das irdische Halleluja mit der Liturgie des Himmels, wie sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird: der Himmel, das ist die wahre, reine Freude. Und wenn wir uns die Engel musizierend vorstellen und von den Heiligen des Himmels sagen, dass sie singen, dann ist das ein Bild dafür, dass sie ganz und gar von der Freude Gottes durchdrungen sind. In unserem Halleluja soll bereits jetzt schon etwas von dieser Freude des Himmels anklingen. Eine Legende erzählt von der Eroberung Karthagos durch die Vandalen. Als die Stadt gestürmt wurde, feierte man in der Kathedrale die Osternacht. Gerade sang nach damaligem Brauch ein Junge, der das Amt eines Lektors innehatte, das feierliche Halleluja, als Krieger die Kirche stürmten. Ein Pfeil durchbohrte den singenden Knaben – er konnte das österliche Halleluja, das er auf Erden angestimmt hatte, in der Herrlichkeit des Himmels vollenden.

                                                                                Goldenes Haus

                                                                                  Maria wird Haus oder Palast genannt, weil sie die Wohnung des großen Königs, Gottes selbst, war.
                                                                                  John Henry Newman

                                                                                  Sie werden geleitet mit Freude und Jubel, sie kommen in den Palast des Königs.
                                                                                  Ps 45,16

                                                                                  Du goldenes Haus, bitte für uns.
                                                                                  Lauretanische Litanei

                                                                                  Das Domus Aurea, das Goldene Haus, muss den Zeitgenossen wie ein leibhaftiges Weltwunder vorgekommen sein. Der berühmt-berüchtigte Kaiser Nero, dessen Bild als lyraspielender Künstler vor dem Hintergrund des brennenden Rom durch unsere Populärkultur eindringlich geprägt worden ist, ließ 64 n. Chr. eine riesige Palastanlage errichten, die sich auf einer Fläche von 80 bis 100 Hektar über die römischen Hügel erstreckte. Im Urteil der Nachwelt kommt Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus bereits seit der Antike schlecht weg, ob er aber tatsächlich eine Art Mischung aus Hitler, Putin, Donald Trump und Kim Il-sung war, sei dem besonnenen Urteil der Historiker überlassen. Ein Mutter- und Frauenmörder war er ziemlich sicher und auch eine gewisse Megalomanie wird man ihm nicht absprechen können, zeigt sie sich doch deutlich im Domus Aurea, das wir uns mit Sueton als eine Art luxuriösen, antiken Riesen-Freizeitpark vorstellen können, der Häuser, groß wie ganze Städte, einen künstlichen See, Villen, Weinberge, ganze Wälder, eine Menagerie mit wilden und zahmen Tieren und einen oktogonförmigen Speisesaal mit Kuppelbau, den frühesten seiner Art, aufweisen konnte. Prächtiger und opulenter hat kein Herrscher vor ihm und keiner nach ihm residiert und als die dekadent-pompöse Anlage bezogen werden konnte, soll Nero ausgerufen haben: Endlich wohne ich in einem Haus, das eines Menschen würdig ist! Das krasse Gegenteil finden wir im Marienheiligtum Loreto, wo das Haus der Gottesmutter bestaunt werden kann, ein bescheidener Bau mit ungefähr 36 qm Grundfläche, das 1291, als mit Akkon die letzte christliche Festung im Heiligen Land fiel und die Pilgerfahrt unmöglich wurde, von Engeln (oder der Familie Angelos) nach Italien gebracht wurde. Der Ort der Verkündigung ist alles andere als ein Domus Aurea, und wenn wir heute die Gottesmutter unter diesem Titel anrufen, dann liegt der Grund nicht in ihrem architektonischen Geschmack oder ihrem Händchen für elegante Innenausstattung. Sie selbst ist das wahre Goldene Haus, der Palast, den sich der König des Himmels und der Erde bereitet hat; der Ort, der des wahren und wirklichen Menschen Jesus Christus würdig ist. Die prachtvolle neronische Anlage wurde schon bald nach dem Tod des Kaisers wieder abgebrochen, wenige Reste zeugen heute noch vom einstigen Glanz und vergangener Herrlichkeit. Menschlicher Größenwahn vergeht, die Demut der Gottesmutter aber bildet das Fundament eines unvergänglichen Palastes. Bitten wir sie um ihre Hilfe und Fürsprache, dass auch wir das Haus unseres Lebens immer mehr zu einem kostbaren Goldenen Haus machen können: Geschmückt und geziert mit Glauben, Hoffnung, Liebe, Barmherzigkeit und Hingabe. So wird der wahre Kaiser, der wirkliche Mensch auch in unserem Leben einen würdigen Platz finden. Reihen wir uns ein die Schar der Jungfrauen und Freundinnen, die die Tochter Zion, das ganze Volk Israel und in und mit Maria die ganze Menschheit voll Freude und Jubel in den Tempel Jahwes begleiten: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen!“ (1 Petr 2,5)

                                                                                  Gnade

                                                                                    Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat.
                                                                                    Eph 4,7

                                                                                    Die Gnade ist in erster Linie die Gabe des Heiligen Geistes, der uns rechtfertigt und heiligt. Zur Gnade gehören aber auch die Gaben, die der Geist uns gewährt, um uns an seinem Wirken teilnehmen zu lassen und uns zu befähigen, am Heil der andern und am Wachstum des Leibes Christi, der Kirche, mitzuwirken.
                                                                                    Katechismus der Katholischen Kirche, 2003.

                                                                                    Eine der berühmten Irrlehren der frühen Kirche geht auf den britischen Mönch Pelagius zurück, der als Prediger in Rom lebte und den moralischen Niedergang der Gesellschaft anprangerte. Er war der Überzeugung, dass der Mensch aus eigener Kraft heraus gut sein kann, dass wir – wenn wir es nur wollen – die Gebote Gottes erfüllen und uns den Himmel verdienen können. Er sagte: „Ein Christ ist derjenige, der nach dem Beispiel Christi lebt…. wer niemals lügt, nicht schwört, Böses nicht mit Bösem vergilt, wer die segnet, die ihn verwünschen, wer seine Feinde liebt und für seine Verfolger und Verleumder betet. Wer seinen Geist rein hält von jeglichem bösen und unreinem Denken, wer den anderen nichts von dem zufügt, was er auch sich selbst nicht zugefügt sehen will.“ Das hört sich auf den ersten Blick ganz fromm und katholisch an. Doch bereits der heilige Augustinus erkannte den Irrtum des Pelagius: „Das ist das schreckliche und verborgene Gift eurer Irrlehre: Dass ihr glaubt, die Gnade Christi bestehe in seinem Beispiel und nicht in seiner Person. Und dass ihr sagt, der Mensch würde gerecht durch die Nachahmung Christi und nicht durch die Gabe des Heiligen Geistes.“ Man kann den Ein-druck gewinnen, die Irrlehre des Pelagius feiert heute fröhliche Urstände: Jesus ist unser Vorbild, die Zehn Gebote und das Evangelium sind eine Hilfe, eine Erleichterung für uns, letztlich bleibt die Gnade Gottes etwas Äußerliches, wir können aus eigener Kraft zum moralischen Supermann werden. Dagegen steht aber unsere alltägliche Erfahrung, dass unser Wille zum Guten durch die Erbsünde geschwächt ist. Es fällt uns leicht, das Böse zu tun; es fällt uns schwer, das Gute zu verwirklichen. Paulus schreibt: „Das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich.“ (Röm 7,18b-19) Wir sind deshalb angewiesen auf die Gnade Gottes, der uns beschenkt: „Die Gnade ist das Wohlwollen, die ungeschuldete Hilfe, die Gott uns schenkt, um seinem Ruf zu entsprechen. Denn unsere Berufung ist es, Kinder Gottes zu werden, seine Adoptivsöhne, teilzuhaben an der göttlichen Natur und am ewigen Leben.“ (KKK 1996) Uns wird Gottes Leben geschenkt, die Schuld wird uns vergeben; Gott befähigt uns, aus seiner Liebe heraus zu leben. Wir können und müssen uns nicht aus eigener Kraft, aus eigener Macht, aus eigener Vollkommenheit heraus den Himmel verdienen – er ist ein Geschenk. Wir dürfen als von Gott Beschenkte leben und aus dieser Gnade heraus anfangen, das Gute in unserem Leben zu verwirklichen. Das gelingt uns umso besser, je mehr wir uns mit der Person Jesu Christi vereinig-gen: In der Feier der Heiligen Messe, im Empfang der Sakramente, im Gebet. Aus der Jesusfreundschaft wird Jesus-Ähnlichkeit, aus der Gnade Gottes heraus verändern wir unser Leben zum Guten. Er schenkt uns die Kraft, unsere Freiheit so zu gebrauchen, dass wir immer mehr Ja sagen können zu seinem Willen. Der erste Mensch, der in vollkommener Weise von der Gnade Gottes beschenkt worden ist, war Maria. Bitten wir die Mutter des Herrn um ihre Hilfe und Fürsprache, dass auch wir täglich neu unser „Fiat“ sprechen können, dass auch wir Jesus immer ähnlicher werden, dass auch wir aus der Gnade Gottes heraus leben können, um unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Welt aus dem Glauben heraus gestalten.

                                                                                    Glaube

                                                                                      Jesus … offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.
                                                                                      Joh 2,11

                                                                                      Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten.
                                                                                      Hebr 11,1f.

                                                                                      Im Glauben gehorchen [ob-audire] heißt, sich dem gehörten Wort in Freiheit unterwerfen, weil dessen Wahrheit von Gott, der Wahrheit selbst, verbürgt ist. Als das Vorbild dieses Gehorsams stellt die Heilige Schrift uns Abraham vor Augen. Die Jungfrau Maria verwirklicht ihn am vollkommensten.
                                                                                      KKK 144

                                                                                      Was ist eigentlich das Gegenteil von „Glaube“? Auf diese Frage gibt es zwei mögliche Antworten: Wissen oder Unglaube. Beide Antworten sind richtig, weil wir das Wort „Glauben“ im Deutschen auf zwei unterschiedliche Arten verwenden. Einmal im Sinne von: Vermutung, Meinung, Annahme, Ahnung oder Verdacht. Wenn ich etwa sage: Ich glaube, morgen wird die Sonne scheinen. Dann weiß ich es nicht genau, Glaube in diesem Sinne ist viel weniger als gesichertes, auf Fakten beruhendes Wissen. Auf der anderen Seite aber kann das Wort Glaube mehr als bloßes Faktenwissen bedeuten. Das kommt in dem Satz zum Ausdruck: Ich glaube dir! Hier erreichen wir eine persönliche, existenzielle Ebene, die unser Leben in einem weit höheren Maße prägt und gestaltet als bloßes Faktenwissen. Wenn ich eine Liebeserklärung bekomme und ein Mensch mir versichert, dass er mich um meiner selbst willen liebt und annimmt, dann kann ich diese Aussage nicht durch ein Experiment, durch eine Formel oder eine Untersuchung beweisen. Ich muss diesem Menschen vertrauen, ich muss ihm glauben und das bedeutet: ich binde mich und meine Existenz an ihn. In diesem Sinne sprechen wir als Christen vom Glauben an Gott und in diesem Sinne verlangt Gott von uns den Glauben als unsere Antwort auf sein Angebot der Liebe und des Heils. Ein Einwand, der häufig vorgebracht wird, lautet: Wenn ich eine Liebeserklärung bekomme, kann es doch sein, dass dieser Mensch mich anlügt. Wir alle kennen zahlreiche, traurige Beispiele dafür, dass der Glaube enttäuscht, das Vertrauen mißbraucht werden kann. Doch diese Gefahr besteht bei Gott nicht! Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) Gott ist die Wahrheit, er kann nicht lügen und unser Vertrauen mißbrauchen. Ein weiterer Aspekt unseres christlichen Glaubens besteht darin, dass er niemals der Vernunft widersprechen kann. Ein Theologieprofesser rief uns Studenten während einer Vorlesung einmal ganz aufgeregt zu: „Es ist verboten, etwas zu glauben, was unvernünftig ist!“ Natürlich übersteigt der Glaube unserer Vernunft, wir können uns viele Dinge, an die wir glauben, nicht vorstellen. Die Welt des Glaubens übersteigt auch unsere Phantasie und manchmal könnten wir verzweifeln, weil wir den Plan Gottes nicht kennen und nicht überschauen können, welche Wege uns sein Ratschluß führt und warum das Kreuz unsere Eintrittskarte in den Himmel ist. Aber all das ändert nichts an der Tatsache, dass der Gläubige niemals Dinge für wahr halten muss, die der menschlichen Vernunft widersprechen. Schließlich ein letzter Gedanke: Dieser christliche Glaube, der sich der Wahrheit Gottes in Freiheit unterwirft, ist immer ein Geschenk, eine Gnade Gottes. Wir können ihn nicht selbst machen, ihn durch unsere Willenskraft hervorbringen. Glaube in diesem Sinn muss man sich schenken lassen und ihn erbeten – für sich selbst, aber auch für andere. Denn immer gilt das Wort von Papst Benedikt XV.: Wer glaubt, ist nie allein! Als Glaubende gehören wir zur großen Gemeinschaft der Kirche, des fortlebenden Christus in der Zeit. Gemeinsam tragen wir uns im Glauben und im Gebet. Diese Gemeinschaft gibt uns auch die Chance, dass wir zu Glaubensboten werden und andere zu Christus führen können: durch unser Gebet und das Beispiel unseres Glaubens.

                                                                                      Gestaltet nach dem Bild des Himmlischen

                                                                                        Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendig machender Geist. …Der erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel. Wie der von der Erde irdisch war, so sind es auch seine Nachfahren. Und wie der vom Himmel himmlisch ist, so sind es auch seine Nachfahren. Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.
                                                                                        1 Kor 15, 45ff.

                                                                                        Der berühmte Schauspieler und Politiker Arnold Schwarzenegger begann seine Karriere als Bodybuilder. Die Formung des eigenen Körpers, das Wachstum und die Definition der Muskeln werden dabei durch hartes Training und eine besondere Ernährung erreicht. Auch wer diesen Sport nicht betreibt, legt doch in der Regel Wert darauf, seinen Körper in Form zu halten und sich durch die bewußte Auswahl von z. B. modischer Kleidung und schöner Frisur in der Öffentlichkeit zu präsentieren – unser Auftreten ist Ausdruck unserer Persönlichkeit. Darauf bezieht sich auch der hl. Paulus im 1. Korintherbrief, wenn er beschreibt, dass unsere christliche Persönlichkeit von zwei verschiedenen Bildern gestaltet wird: vom ersten und vom letzten Adam. Der erste Adam verlor im Paradies die Freundschaft Gottes, weil er nicht länger Geschöpf sein und ohne und gegen Gott – aus eigener Macht und Kraft heraus – leben wollte. Aus der Gemeinschaft mit Gott herausgefallen, wurde das Leben schmervoll und mühsam, es kamen Krankheit und Tod und das ewige Getrenntsein von Gott. Und in diesen Zusammenhang, den wir die Erbsünde nennen, wird jeder Mensch hineingeboren. Wir alle wissen, dass es oft schwer ist, das Gute zu tun, während es uns erstaunlich leichtfällt, das Böse zu tun. Eine Erfahrung, die Paulus im Römerbrief mit den Worten beschreibt: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich.“ (7,19). Unser Leben, unser Leib, unsere Person wird so vom ersten Adam geprägt. Doch dabei hat Gott es nicht bewenden lassen. Das göttliche Wort wurde Fleisch, damit durch Jesus Christus, den Mittler und letzte Adam, wieder die volle Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott in Zeit und Ewigkeit möglich wird. Christus berührt uns, er gestaltet unser Leben neu: nach dem Bild des Himmlischen. Das geschieht vor allem in der Taufe und Firmung, in der Eucharistie und Beichte, in allen Sakramenten und immer dann, wenn wir Christus begegnen. Wir sind eine neue Schöpfung, Schwestern und Brüder Jesu Christi, Kinder unseres guten Vaters im Himmel. Und diese neue Verwandtschaft muss sich auch in unserem Leben ausprägen: Wie der Bodybuilder einzelne Muskeln stählt und definiert, so müssen wir die verschiedenen Bereiche unseres Lebens prägen und definieren, damit unsere Christusverwandtschaft, unsere Jesus-Ähnlichkeit sichtbar wird und der himmlische Vater uns als seine Kinder erkennen kann. Wir brauchen ein tägliches Trainingsprogramm, damit wir als Getaufte und Gefirmte in Form bleiben. Und dieses Programm liefert uns der Herr immer wieder im Evangelium: „Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! … Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lk 6,27ff.) Folgen wir täglich diesem Programm, dann werden wir zwar keine Karriere als Schauspieler oder Politiker machen, aber garantiert den Weg in den Himmel finden.